Burg Stolpe – Grützpott

Burg Stolpe Grützpott mit Wallanlage
Burg Stolpe „Grützpott“ mit Wallanlage.

Der vor 1200 errichtete, Grützpott genannte Donjon der Burg Stolpe in der Uckermark stellt eine absolute Besonderheit in der norddeutschen Burgenarchitektur der Romanik dar.

Das Gebiet des Oderbruchs war zur Zeit der mittelalterlichen Besiedelung des Landes zwischen Elbe und Oder besonders stark umkämpft. Ansässig war hier der slawische Stamm der Ukranen, der sich gegen die aus Norden vorrückenden – ebenfalls slawischen – Pommern verteidigen musste. Diese versuchten ihr Einflussgebiet entlang der Oder von der Küste nach Süden vorzuschieben.

Aber erst als Pommern unter dänischen Einfluss geraten war, wurde der Landesausbau im Süden forciert angegangen. Zur Sicherung ihres neuen Einflussgebiets errichteten die Pommern mit dänischer Hilfe eine mächtige Turmburg auf der Anhöhe am westlichen Ufer der Oder. Da auch die Askanier bei ihrem Landesausbau in diese Gegend vorstießen, bekam die Turmfestung eine überragende strategische Bedeutung.

Anlage des Burgturms als Donjon

Die Ursprünge der Stolper Burg gehen auf die slawischen Pommern zurück, die zwischen 1150 und 1170 einen alten Burgwall der Ukranen ausbauten, eine aus Erde angeschütteten Fluchtburg auf einer Anhöhe über der Oder. Ab 1184 geriet das Herzogtum Pommern unter den Einfluss der Dänen , die sich wie die Brandenburger und deren Konkurrenten an der Landnahme im Oderland beteiligen wollten. Auf ihre Initiative hin wurde die Stolper Burg als Vorposten für dieses Vorhaben errichtet, eine in Brandenburg einmalige Anlage. Eingepasst in die slawischen Burgwälle entstand ein mächtiger steinerner Donjon, ein Burgtyp, den es so nur in Frankreich und England gab.

Burg Stolpe Donjon mit oberirdischem Backsteinteil. Der ursprüngliche Eingang ist die rundbogige Öffnung oberhalb der Treppe.
Donjon mit oberirdischem Backsteinteil. Der ursprüngliche Eingang ist die rundbogige Öffnung oberhalb der Treppe.
Burg Stolpe Die obere Öffnung gehört zur Abortnische. Am Ende der Treppe liegt der unterirdische Eingang zum "Verlies".
Die obere Öffnung gehört zur Abortnische. Am Ende der Treppe liegt der unterirdische Eingang zum „Verlies“.

Anders als bei den in Deutschland üblichen Burgen, bestehend aus Wohngebäude (Palas) und Bergfried (die stärkste Befestigung und letzter Rückzugsort), vereint der Donjon die Funktion des Verteidigungsturmes und des Wohngebäudes einer Burg. Allein aufgrund der Ausmaße muss die Burganlage bei Stolpe dem Typus des Donjons zugeordnet werden.

Aufbau und Innenräume

Ausgestattet mit im unteren Bereich 6m dicken Mauern und einem Durchmesser von 18m erhebt er sich 18m hoch über einem Hügel, in den er zusätzlich 12m eingetieft ist. Auf einer Höhe von 10m über dem Turmhügel – damals nur zugänglich über eine Zugleiter – befindet sich der rundbogige Eingang, der in einen runden Raum von 11m Durchmesser mit Feuerstelle und Aborterker führt.

Lageskizze der Stolper Bulrg. Aufgenommen von einer öffentlich zugänglichen Ansichtstafel.
Lageskizze der Stolper Burg. Aufgenommen von einer öffentlich zugänglichen Ansichtstafel.
Sichtbare und verborgene Maße und Bezeichnung der Bauelemente. Aufgenommen von einer öffentlich zugänglichen Ansichtstafel, Beschriftung hinzugefügt von A. Soujon..
Sichtbare und verborgene Maße und Bezeichnung der Bauelemente. Aufgenommen von einer öffentlich zugänglichen Ansichtstafel, Beschriftung hinzugefügt von A. Soujon..

Auf der diesen Raum überspannenden Holzdecke liegt ein weiterer, unbelichteter Raum, durch die geringer werdende Mauerdicke mit sogar 12m Durchmesser. Von hier aus geht es über eine weitere Treppe aufs Dach, das einen runden Wehrgang mit Zinnen und ein Kegeldach besaß.

Das „Verlies“

Unter den beiden Turmgeschossen liegt ein 18m hoher, achteckiger gewölbter Kellerraum, nur 6m im Durchmesser, der als einzigen Zugang ein rundes Loch im Fußboden des Kaminraums besitzt. Diesen extrem hohen Raum als Verlies anzusehen, erscheint wenig plausibel, da sich der Zugang im einzigen echten Wohnraum der Burg befindet und ein Gefangener nur über ein Seil in das „Verlies“ eingebracht werden konnte. Eher könnte man es sich als Vorratskeller für Zeiten der Belagerung vorstellen, was auch dadurch untermauert wird, dass sich in diesem Keller ein für die Aufbewahrung von Lebensmitteln sehr geeignetes Klima befindet. Ebenso könnte er aber auch als Zisterne genutzt worden sein, da die Wehranlage ansonsten über keine Wasserversorgung verfügte.

Burg Stolpe Das oktogonal ausgeführte Untergeschoss mit dem Übergang von Naturstein zu Backstein.
Das oktogonal ausgeführte Untergeschoss mit dem Übergang von Naturstein zu Backstein.
Burg Stolpe Das Bandrippengewölbe und das "Angstloch" mit einem Rand aus Sandstein. Den Schlussstein der Rippen bildet ebenfalls jeweils ein Sandsteinblock.
Das Bandrippengewölbe und das „Angstloch“ mit einem Rand aus Sandstein. Den Schlussstein der Rippen bildet ebenfalls jeweils ein Sandsteinblock.

Mit zwei Räumen von jeweils über 35qm Wohnfläche und dem Kellergewölbe verfügte diese Turmburg über eine durchaus komfortable Größe, zumal sich im Burgbereich weitere Gebäude befanden, diese allerdings nicht so stark befestigt wie der Donjon.

Sandsteine aus verschiedenen Epochen der Erdgeschichte

Der im Hügel steckende Unterbau besteht aus behauenen Feldsteinquadern, die ebenerdig als Besonderheit von einer Schicht aus drei Lagen grauen Sandsteins bedeckt sind. Darauf ruht das Ziegelwerk des Turms, homogen in Läufer- und Binderschichten gemauert.

Burg Stolpe Direkt über dem Bodenniveau sind behauener Feldsteine erkennbar, darüber drei Lagen behauener Höör-Sandsteine. In der Bildmitte sieht man eine Kriegsbeschädigung.
Direkt über dem Bodenniveau sind behauene Feldsteine erkennbar, darüber drei Lagen aus behauenem Höör-Sandstein. In der Bildmitte sieht man eine Kriegsbeschädigung.

Jotnischer Sandstein

Das Bauwerk ist zweischalig, wobei der Raum zwischen äußerer und innerer Mauer mit Feld- und Ziegelsteinbruch gefüllt ist. Der zweimalige Wechsel des Baumaterials lässt sich aus der Baugeschichte erklären. In der ersten Phase der Eroberung war man auf das natürliche Material, den schwer zu bearbeitenden Feldstein angewiesen. Unregelmäßig sind flache Steine als Binderschicht eingearbeitet. Als Bindersteine verwendete man besonders plattig spaltende Gesteinstypen wie den roten Jotnischen Sandstein, einen 1300 Millionen Jahre alten Sedimentit aus dem Abtragungsmaterial der Svekofenniden des Baltischen Schildes. Er kam als eiszeitliches Geschiebe in die Region.

Der Feldsteinbereich wurde durch Blöcke aus viel jüngerem Sandstein abgelöst, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit im Kiel der dänischen Schiffe als Ballast befanden.

Der Übergang von Feldstein zu Backtein im Bereich des "Verlieses" wird durch fünf Lagen aus Höör-Sandstein markiert.
Der Übergang von Feldstein zu Backstein im Bereich des „Verlieses“ wird durch fünf Lagen aus Höör-Sandstein markiert.
Figur des Ritters Tiloff. Auf eine Sage über ihn geht der Name "Grützpott" zurück. Gekennzeichnet sind verbaute Jotnische Sandsteine.
Figur des Ritters Tiloff. Auf eine Sage über ihn geht der Name „Grützpott“ zurück. Die Pfeile kennzeichnen verbaute Jotnische Sandsteine.

Höör-Sandstein

Der hier verbaute Sandstein stammt aus Höör in der südschwedischen Provinz Skåne län (historisch: Schonen), damals dänisches Territorium. Der älteste Dom Skandinaviens in Lund wurde aus eben diesem Sandstein erbaut und repräsentiert das bedeutendste Bauwerk aus Höör-Sandstein, einem etwa 200 Millionen Jahre alten mesozoischen Sedimentgestein des frühen Juras. In der Phase der Konsolidierung ging man schließlich zum leichter verbaubaren Ziegelstein über, wobei offen bleibt, ob dieser per Schiff herantransportiert oder vor Ort hergestellt wurde.

Romanischer Dom zu Lund , gebaut aus Höör-Sandstein.
Romanischer Dom zu Lund, gebaut aus Höör-Sandstein.

Askanier

1251, im Jahre der Ersterwähnung, wurde die Burg von den Askaniern erobert und von einem markgräflichen Vogt verwaltet. Die dazugehörige Stadt Stolpe (Stadtrecht 1286) erhielt eine Propstei und wurde damit kirchliches Zentrum des Gebiets. Wahrscheinlich wurde der Grützpott – dessen Name auf eine spätere Sage zurückgeht – erst in dieser Zeit fertig gestellt, denn in ca. 15 m Höhe wechselt das Backsteinformat.

Den oberen Abschluss bildete ein noch Anfang des 20. Jahrhunderts in Resten erhaltener Zinnenkranz mit Schießscharten. Mit der askanischen Eroberung erlosch die strategische Bedeutung der Burg und so wurde der Ort 1301 an Mecklenburg verpfändet. Von 1348 bis 1446 fiel die Herrschaft wieder an die Herzöge von Pommern, die den Turm um 1440 noch einmal instand setzten, wovon das Datum eines Bauholzes im Bereich des zweiten, etwas niedrigeren Hocheingangs zeugt.

Zerstörung durch die Hohenzollern

Bei der Belagerung im Winter 1445/46 durch die brandenburgischen Hohenzollern wurde der Grützpott von Kurfürst Friedrich II. in Brand gesteckt, dabei brannte der obere Teil des Turmes völlig aus. Meterdicker Schutt blieb auf der Gebäudekante liegen und schützte dadurch die Gebäudesubstanz für länger als 500 Jahre vor endgültigem Verfall. Die Hohenzollern verzichteten auf den Wiederaufbau der zerstörten Burganlage, die Bestandteil eines Ritterguts wurde. 1840 legte der Gutsherr Christian von Buch den unterirdischen Gang an, der heute den Zugang zum Untergeschoss bildet. Im Mittelalter war das unglaublich hohe Untergeschoss nur durch das 60 cm breite Schlusssteinloch des Gewölbes zugänglich.

Panoramablick

Von der Aussichtsplattform des Grützpotts hat man einen wundervollen Panoramablick über das Oderbruch. Das Gewässer zu Füßen des Turms ist der Lauf der alten Oder, heute die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße. Den echten Verlauf der Oder kann man nur erahnen: Sie schlängelt sich am Horizont in östlicher Blickrichtung unterhalb des Höhenzugs entlang.

Blick vom Grützpott über das alte Odertal und das Oderbruch. Im Hintergrund die Oder.
Blick vom Grützpott über das alte Odertal und das Oderbruch. Im Hintergrund die Oder.

Infobox


Adresse

Empfohlene Route

Nordöstliche Route

Offizielle Website

keine