Dorfkirche Dahnsdorf

Dorfkirche Dahnsdorf von Südost
Dorfkirche Dahnsdorf von Südost

Die Dorfkirche Dahnsdorf, gleich an der Autobahnabfahrt auf dem Weg von Niemegk nach Belzig gelegen, lohnt einen Besuch besonders wegen ihres guten Erhaltungszustands auf der Nordseite und ihres architektonischen Konzepts als vierteilige Anlage. Nähert man sich der im Zentrum des Ortes gelegenen Kirche, dann bemerkt man, dass der ehemalige Dorfanger stark verkleinert worden ist und die Wohnhäuser sehr dicht an sie herangerückt sind. So liegt sie ein wenig eingezwängt da, und die so gut erhaltene Nordseite wird durch ein Privatgrundstück mit „Warnung vor dem bissigen Hunde“ abgeriegelt. Deshalb muss der sonst so reizvolle Rundgang um das Gebäude entfallen.

Baugeschichte

Dahnsdorf (Danesdorp), dessen Name sich wahrscheinlich vom Namen des ortsgründenden Lokators ableitet, wird 1227 erstmals erwähnt. 1229 wurden der Ort und das Patronat der Kirche auf lange Zeit dem Deutschritterorden übergeben, der hier seinen einzigen Stützpunkt (Komturei) in Brandenburg errichtete. Zu diesem Zeitpunkt muss die Kirche in ihren wesentlichen Teilen bereits gestanden haben. Sie weisen die in der Frühzeit von 1200 – 1230 häufig vorkommenden, ausschließlich rundbogigen Tür- und Fensteröffnungen und sehr sauber gefügtes Quaderwerk auf. Es verläuft bis zum östlichen Teil des Schiffs und beginnt ab einer senkrecht verlaufenden Baunaht ungeordneter zu werden.
Dies weist darauf hin, dass eine Bauunterbrechung erfolgte, nachdem Chor und Apsis standen und der Gottesdienst erst einmal möglich war. Hierzu musste allerdings provisorisch eine Wand auf der Westseite des Chors eingezogen werden. Die unregelmäßigere Mauerung setzt sich in gleicher Weise sowohl beim Schiff als auch beim Turm fort, so dass diese beiden Bauteile in einer zweiten Bauphase in einem Zug errichtet sein dürften.
Die Deutschritter als neue Bauherren werden auf einen Turm als trutziges Wahrzeichen besonderen Wert gelegt haben, deshalb entstand hier eine der im Fläming eher seltenen vierteiligen Anlagen mit Turm, Schiff, Chor und Apsis.

Nordseite

Der Blick auf die hervorragend erhaltene Nordseite ist trotz des direkt an die Kirche angrenzenden Privatgrundstücks von der nördlichen Seite des Turmes aus möglich. Sämtliche Fensteröffnungen dieser Seite befinden sich noch im romanischen Originalzustand. Das ist relativ selten, denn nach Einführung der Reformation verlangte der Protestantismus von seinen Gläubigen einen größeren Grad an Mitwirkung am Gottesdienst und deshalb erschien es notwendig, mehr Licht einzulassen, damit die Besucher Katechismus und Gesangbuch lesen konnten.

Dorfkirche Dahnsdorf Origine Nordseite mit Rundbogenfenstern und zugesetzter Gemeindepforte
Originale Nordseite mit Rundbogenfenstern und zugesetzter Gemeindepforte

Nach dem 30-jährigen Krieg, als so viele zerstörte Kirchen wieder aufgebaut werden mussten, nutzte man diese Gelegenheit bei fast allen zum Einbau größerer Fenster. Diese Maßnahme störte die Ästhetik der Feldsteinkirchen erheblich, denn die neuen großen Fenster veränderten die Proportionen des Ganzen und wurden mit Putzfaschen umrahmt, oft auch mit Backsteinen, Materialien, die so gar nicht zu dem bunten Muster der Feldsteine passen. Die Nordseite einer Kirche ist allerdings immer schattig, so dass von hier aus sowieso viel weniger Licht ins Innere einfällt. Deshalb verzichtete man in Dahnsdorf darauf, auch die Nordfenster zu vergrößern und beließ es beim Umbau der Südseite. Abgesehen vom vermauerten, aber noch gut erkennbaren Gemeindeportal finden wir dadurch auf der Nordseite ein originales Erscheinungsbild aus der Entstehungszeit: Die rundbogigen Fenster sind eingebettet in ungestörtes Feldsteinmauerwerk! Das recht lange Schiff besitzt hier fünf Fenster gegenüber nur zweien im quadratischen Chor.

Südseite

Priesterpforte Chor Südseite
Priesterpforte Chor Südseite
Gemeindepforte Schiff Südseite
Gemeindepforte Schiff Südseite

Auf der Südseite blieben die Gemeinde- und die Priesterpforte unverändert. In die Südwand des Schiffs brach man jedoch drei große, korbbogige Fenster ein und vermauerte zwei kleine romanische. Im Chor vergrößerte man ein romanisches Fenster und baute ein neues Korbbogenfenster ein. Hier kann man deutlich erkennen, wie diese aus rein praktischen Gründen vorgenommenen Umbauten den Kunstwert einer schlichten, mittelalterlichen Feldsteinkirche beeinträchtigen..

Apsis und Chor

Dorfkirche Dahnsdorf Apsis
Apsis

Die Apsis behielt im Prinzip ihre alten Fenster, die nur mit einem Putzgewände versehen wurden. Der in Ziegelmauerwerk aufgeführte Ostgiebel des Chors und gestörte Mauerpartien direkt unter der Dachzone legen die Vermutung nahe, dass das Dach früher einmal einer größeren Zerstörung ausgesetzt war, eventuell während des 30-jährigen Krieges.

Turm

Dorfkirche Dahnsdorf Westriegel ohne Portal
Westriegel ohne Portal
Dorfkirche Dahnsdorf Turm Südseite mit Klangarkaden
Turm Südseite mit Klangarkaden

Der recht hohe Turm verzichtet auf ein Westportal und Öffnungen im unteren Bereich und erhält dadurch ein wehrhaftes Aussehen. Auch entfallen die kleinen Vorsprünge, die andere Westriegel in mehrere Geschosse einteilen. Zugänglich ist er nur von innen, wo ihn ursprünglich eine Rundbogenöffnung mit dem Schiff verband. An seiner West- und Ostseite befindet sich oben das Glockengeschoss mit drei rundbogigen Öffnungen, von denen die mittlere mit dem Ziffernblatt einer Uhr zugesetzt ist. Im Nord- und Südgiebel des Turms sieht man je zwei Rundbogenfenster. In der Mitte des Turmdachs ist ein schmiedeeiserner Aufsatz mit Knopf und Windfahne angebracht.

Innenraum

Im Innern sind Schiff und Chor flachgedeckt mit freiliegenden Querbalken. Die Apsis ist wie immer halbkuppelig eingewölbt. Der Altartisch aus Ziegeln und seine Sandsteinplatte dürften noch aus der Bauzeit der Kirche stammen, die achteckige Sandsteintaufe ist mittelalterlich (gotisch). An der Nordseite der Apsis ist im Putz der Umriss einer spitzbogigen Sakramentsnische nur schwach zu erkennen. Unter dem rundbogigen Triumphbogen sieht man Reste von Chorschranken, hoch oben auf dem Querbalken eine sehr seltene, wenn auch unvollständige Triumphkreuzgruppe aus dem 15. Jh. Im Westen ist die jetzt zugesetzte, originale rundbogige Verbindung zwischen Turm und Schiff noch erkennbar.

Die restlichen Ausstattungsstücke wie die Kanzel mit Aufgang und Schalldeckel, der Altaraufsatz mit Abendmahlsbild, das Patronatsgestühl und die Empore mit Orgel stammen erst aus nachmittelalterlicher Zeit.

Infobox


Adresse

Empfohlene Route

Südwestliche Route

Offizielle Website

keine


Weiterführende Informationen zur Kirche

Website von Theo Engeser und Konstanze Stehr: Dahnsdorf