
Schon von weitem grüßt die Doppelturmanlage von Lugau, die so gar nicht zu einer einfachen Dorfkirche passt, den Besucher. Das Angerdorf wurde als deutsche Ortsgründung im slawischen Siedlungsgebiet um 1200 angelegt. Für den Ortsnamen übernahm man die wendische Bezeichnung “Lug” (Feuchtwiese oder sumpfige Niederung), die auch im zweiten Teil des Ortsnamens Doberlug erscheint. 1228 wird es erstmals als “Luge” urkundlich erwähnt, was über “Lugk” (1346), “Luga” (1567) am Ende des 18. Jahrhunderts zu Lugau wurde. 1234 erscheint es im Besitz des Klosters Dobrilugk, soll aber vorher “…ein adlich Dorff gewesen seyn”, was auf die Gründung durch einen Lokator hinweist.
Inhalt
Die Kirche

Die Dorfkirche St. Martin wird 1253 erstmals erwähnt, was höchstwahrscheinlich das Datum ihrer Fertigstellung ist. Sie ist ein dreiteiliger Feldsteinbau aus sehr sorgfältig verarbeiteten Quadern mit Querturm, Schiff und eingezogenem, flach geschlossenem Chor, der für die späteste Phase der Romanik charakteristisch ist; auch in Frankena und Gruhno kommt diese Chorform vor. In seiner Ostwand finden sich zwei breite korbbogige Fenster, die nicht mehr erkennen lassen, ob sich hier einstmals die für diese Stilepoche charakteristische Dreifenstergruppe befunden hat. Im Schiff befindet sich auf der Südseite ein zweifach abgetrepptes spitzbogiges Gemeindeportal, auch die Fenster, die aber alle verändert wurden, waren einst spitzbogig.



Zwischen Schiff und Westriegel kann man eine Baunaht erkennen, die signalisiert, dass der Turm erst nach der Fertigstellung von Schiff und Chor begonnen wurde. Die Dachzone von Schiff und Chor sowie der Chorgiebel zeigen deutliche Spuren umfangreicher Reparaturmaßnahmen.


Der monumentale Westriegel
Sein Unterbau in Schiffsbreite besteht bis zur Höhe von etwa 10,6 m aus sauber gequadertem Feldstein mit einem leichten Sims auf halber Höhe und einem später veränderten Portal, das in die Vorhalle führt. Darüber wurde in Backstein ein Okulusfenster eingebrochen, ausgefüllt mit reichem Ziegeldekor.
Auf diesem – noch der Romanik angehörigen – Westriegel erhebt sich ein reich gestaltetes, gotisches Backsteingeschoss mit vier Eckpilastern im ersten Geschoss. Es enthält sechs Fensterpaare, flankiert von spitzbogigen Blendarkaden an den Ecken und einer rundbogigen Doppelblende in der Mitte. Darüber, leicht auskragend und eingefasst von zwei Deutschen Bändern erscheint ein breiter Fries aus quadratischen und rechteckigen Feldern. Im nächsten Geschoss entwickeln sich aus dem Riegel zwei viergieblige Türme, deren innere Giebel aneinander stoßen, wodurch nur je drei Schaugiebel sichtbar werden. Jeder einzelne ist dreigeschossig gegliedert und enthält im unteren Bereich zwei Biforenfenster, abgeschlossen mit einem Deutschen Band. Darüber ein weiteres, gesäumt von zwei spitzbogigen Blenden und wiederum abgetrennt durch ein Deutsches Band. Auch in der Giebelspitze befindet sich noch ein Blendfenster. Gedeckt ist das Turmpaar mit geknickten Rautendächern, die an rheinische Kirchtürme erinnern. Das Ganze ist sicherlich vom Kloster Dobrilugk beeinflusst und für eine brandenburgische Dorfkirche völlig einzigartig. Es verleiht der Lugauer Kirche trotz der etwas ungelenken Asymmetrie der Fassade ein monumentales Aussehen, das sich bei der Annäherung über den weiten Dorfanger noch steigert.


Innenraum
Das einschiffige Innere der Kirche, mit dem 10,5 m breiten, mit Balken gedeckten Langhaus ist ebenso einfach gestaltet, wie der mit einem spitzen Triumphbogen abgeteilte, flach geschlossene Chor. Es enthält Altar und Kanzel vom Anfang des 17. Jahrhunderts, einen mit Ölfarbe roh marmorierten Taufstein aus Sandstein in Pokalform und eine Taufschüssel aus Zinn von 1708. Ein Kronleuchter aus Messing, zwei bronzene Altarleuchter und ein Pastorenstuhl mit durchbrochener Holzschnitzerei an der Vorderseite stammen aus dem 19. Jahrhundert. Im Sakristeianbau werden zwei mittelalterliche hölzerne Kirchenkassen, sogenannte Einbäume, aus Eichenholz aufbewahrt.

Kirchhof
Die Kirche steht auf dem alten Kirchhof, der sein spätgotisches Portal aus Backstein bewahrt hat. Über dem spitzbogigen Eingang befindet sich ein abgestufter Giebel. 1905 restaurierte man die Dorfkirche, 1995 wurde sie neu eingedeckt.