Waltersdorf, nahe Königs Wusterhausen, besitzt eine sehr schöne vierteilige Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert mit Querriegel im Westen. Der Ort dürfte seinen Namen vom Lokator erhalten haben, der hier um 1200, mit seinen Siedlern wahrscheinlich vom Niederrhein kommend, eingewandert war. Die Ersterwähnung des Ortes erfolgte erst 1355, als die Kirche schon über 100 Jahre stand, und die (wie so häufig in Brandenburg) der einzige Bau im Ort ist, der die wechselvollen Zeiten bis heute überdauert hat.
Die Kirche ähnelt in vielem der Dorfkirche von Marienfelde. Ihre Mauern bestehen aus Feldsteinen und weisen eine Dicke von bis zu 1,65 m auf, sind aber nicht ganz so perfekt gemauert wie dort. Sie liegt – noch immer umgeben vom alten (jetzt aufgelassenen) Friedhof – an einer Straßenkreuzung, die den alten Ortskern markiert.
Ein einfacher, schmaler Sockel mit zwei darauf gemauerten Feldsteinlagen zieht sich durchgehend um das gesamte Bauwerk, was zusammen mit dem ungestört bis zur Traufhöhe hochgezogenen Mauerwerk darauf hindeutet, dass hier von Anfang an eine vierteilige Anlage geplant war. Oberhalb der Traufhöhe wird das Mauerwerk des Turms unregelmäßiger, was – wie üblich – auf eine Vollendung desselben etwa 50 Jahre später hindeutet. Der Ostgiebel des Chors besteht aus kaum behauenen, ungleich großen Feldsteinen, offensichtlich Spuren einer hastigen Reparatur nach Zerstörung des ganzen Daches, bei der auch der Giebel einstürzte. Das kreuzförmige Fenster unterhalb des Dachfirstes sieht zwar romanisch aus, kann aber erst bei dieser Baumaßnahme eingesetzt worden sein. Vielleicht zitiert es seinen Vorgänger.
Romanische Stilelemente
Das schön gefügte Quaderwerk und die Vierteiligkeit der Anlage verweisen komplett auf den romanischen Baustil, dessen charakteristische Details allerdings nur noch in wenigen Resten erhalten sind:
- Spuren eines Gewölbes im Turm mit einem schmalen Aufgang ins Obergeschoss
- Einige wenige, jetzt zugesetzte Rundbogenfenster, besonders gut erkennbar im Chor
- Die ebenfalls vermauerte rundbogige Priesterpforte mit einem flachen Überfangbogen
- Die drei originalen Apsisfenster
- Innen der rundbogige Apsisbogen.
Die erhaltenen Fensterspuren lassen, wie in Marienfelde, auf drei Fenster für das Schiff und zwei für den Chor schließen. Das neuromanische Westportal und die jetzigen Fensteröffnungen stammen dagegen erst aus späterer Zeit. Das zugemauerte, nur noch schwer erkennbare runde Fenster (Okulus) in der Mitte des Westriegels – mit unterschiedlich behauener Leibung – könnte jedoch noch alt sein. Merkwürdig sind auch die Klangarkaden des Turms mit drei Fenstern im Westen, nur zwei im Osten und je einem in den beiden Giebeln. Sie sind außerordentlich langgestreckt, fast doppelt so hoch wie bei anderen romanischen Kirchen. Im Westen sind sie vermauert (was ihnen den Charakter von Blendbögen gibt) und öffnen sich für den Glockenklang nur in drei kleinen Spitzbogenfenstern.
Durch die vielen Bezüge auf die Marienfelder Dorfkirche als Vorbild (immerhin ein Bauprojekt des Templerordens) können wir auch für Waltersdorf ein romanisches Portal im Westen und je eine Gemeindepforte im Norden und Süden des Schiffes annehmen, da heute noch Spuren im Mauerwerk auf Veränderungen an dieser Stelle hindeuten.
Innenraum
Bis auf einen spätgotischen Schnitzaltar und eine barocke Taufe ist im Innern alles erneuert, was ebenfalls auf Zerstörungen durch Kriegsereignisse hinweist. Auch ein Triumphbogen existiert nicht mehr, allerdings liegt der Bereich des Chores immer noch eine Stufe höher als der Fußboden des Kirchenschiffs. Der Mittelteil des Schnitzaltars zeigt die Heilige Dreifaltigkeit, der rechte Flügel die drei Apostel Petrus, Johannes und Jakobus und der linke drei der virgines capitales mit ihren Attributen: Die heilige Apollonia (mit Zahn), die heilige Barbara (mit Turm) und die heilige Katharina von Alexandrien (mit Schwert und Rad). Der Turm hat als Besonderheit einen schmalen Aufgang in der Südwand und könnte vielleicht als kurzfristiger Zufluchtsort genutzt worden sein, da sich hier der Zugang zum Obergeschoß leicht verteidigen ließ. Durch einen rundbogigen Durchgang mit Feldsteingewände ist das Turmobergeschoss mit dem Dachboden des Schiffs verbunden, was dem so hoch liegenden (jetzt vermauerten) Rundfenster an der Westfassade als Lichtquelle für den Boden einen Sinn geben würde.