
Bereits im 11. Jahrhundert existierte auf der heutigen Zitadellen-Insel eine befestigte slawische Siedlung, die den Havelübergang bewachte. Ihre ovale Form wurde beim ersten Burgbau der Askanier beibehalten, ebenso die Bauweise als Holz–Erde-Konstruktion. Wegen der großen Bedeutung des strategisch wichtigen Flussüberganges gaben die Askanier um 1200 die Siedlung auf dem Burggelände auf und siedelten die Bevölkerung in den Bereich der heutigen Altstadt um. Dort war, ebenfalls am Ende des 12. Jahrhunderts, um die Nikolaikirche eine Niederlassung deutscher Kaufleute entstanden, das heutige Spandau. Die planmäßig errichtete Anlage entwickelte sich zu einem florierenden Marktstandort, dem die Markgrafen Johann I. und Otto III. schließlich 1232 das Stadtrecht und andere wichtige Privilegien verliehen.
Askanische Vogtei
Die Burganlage auf dem Zitadellengelände wurde ausgebaut und Sitz der askanischen Vogtei. Die Erwähnung eines „advocatus spandove“ als Zeuge in einer markgräflichen Urkunde von 1197 beweist, dass die Burg Spandau von Anfang an ein bedeutender Sitz der askanischen Landesverwaltung im Havelland war. Bei Renovierungs- und Ausgrabungsarbeiten auf der Zitadelle kamen Teile der Holz-Erde-Befestigung der slawischen Burganlage und beim Juliusturm Feldsteinmauern der Askanierburg und aus der Folgezeit zum Vorschein. Sie sind im Archäologischen Fenster zu besichtigen:


Im Archäologischen Fenster wurden die Fundamente der Burg Spandau und somit mehr als 800 Jahre Baugeschichte sichtbar gemacht.
Der – ebenfalls romanische – Bergfried ist dagegen oberhalb seines Sockels aus Backstein erbaut. Das Baumaterial dürfte den inzwischen existierenden Bauhütten in Brandenburg, Lehnin oder Jerichow entstammen. Mit seinem auf halber Höhe liegenden Eingang und dem ehemals mit Kamin und Aborterker ausgestatteten Hauptraum sowie dem gewölbten Raum im Erdgeschoss (Verlies?) entspricht er seinen Gegenstücken in Belzig, Ziesar, Wiesenburg und Putlitz. Sein heutiges Erscheinungsbild verdankt der Turm Karl Friedrich Schinkel, der ihn 1836 restaurierte und den pseudo-mittelalterlichen Zinnenkranz aufsetzte. Nach Jahrhunderte langer „Karriere“ als Gefängnis wurde er nach dem preußisch/französischen Krieg 1871 sogar sprichwörtlich: Man bestimmte den Gewölberaum zum Aufbewahrungsort der französischen Reparationszahlungen und als man diese nie antastete, bürgerte sich die Bezeichnung „Juliusturm“ für gehortetes Geld ein. Die massive Tresortür ist noch erhalten und dient heute als Eingang. Die dem besiegten Gegner aufgebürdeten Reparationen fielen den Deutschen schon 1918 wieder „auf die Füße“, als die Alliierten (und besonders die Franzosen) die gleiche Maßnahme über Deutschland verhängten.






Weiterer Ausbau
Die Burg Spandau wurde im Lauf der Jahrhunderte immer wieder erweitert und ausgebaut. So kam in der Zeit zwischen 1450 und 1470 der stattliche heutige Palas hinzu. In seinem Fundament verbaute man Grabsteine des verwüsteten Spandauer jüdischen Friedhofs aus der Zeit zwischen 1244 und 1347. Dies geschah vermutlich 1510 in dem Pogrom nach dem „Hostienschändungsprozess“. Die Grabsteine und ihre frühe Datierung geben einen Hinweis darauf, dass von Anfang an auch Juden zu den Teilnehmern der Ostsiedlung gehörten.

Die Burg Spandau wurde von 1559 – 1594 durch die italienischen Renaissance-Baumeister de Gandino und de Linari zur brandenburgischen Landesfestung ausgebaut und als Zitadelle bis 1945 militärisch genutzt. Heute ist sie ein pittoreskes Sammelsurium von Gebäuden aller Stilepochen.
