Östlich der Berliner Stadtgrenze, nahe Mahlsdorf (das noch seine frühgotische Feldsteinkirche bewahrt hat), liegt das Angerdorf Hönow mit seiner imposanten spätromanischen Dorfkirche.

Entstehung
Erstmalig 1375 im Landbuch Karls IV. erwähnt, ist das Dorf ausweislich dieser Kirche aber ca. 150 Jahre älter und gehört noch zur ersten Phase des Landesausbaus, als das Land von Askaniern, Wettinern und Magdeburgern umkämpft war. Uwe Michas vertritt in seiner Schrift: „Die Eroberung und Besiedlung Nordostbrandenburgs“ die Auffassung, dass Hönow in der genannten Phase um eine Turmhügelburg herum entstand, die die Wettiner als äußersten Vorposten ihrer Expansion in der ersten Hälfte des 13. Jh. angelegt hatten. Auch die Dorfkirche muss in dieser Zeit begründet worden sein. Mit ihrem trutzigen Westturm präsentiert sie sich auf den ersten Blick als vierteilige Anlage in klassisch-spätromanischem Stil. Aus gleichmäßig fünfseitig behauenen und in exakten Lagen geschichteten Feldsteinquadern erheben sich Turm, Schiff, Chor und Apsis. Die unteren Steinlagen ziehen sich völlig gleichartig um den Bau herum und suggerieren eine Baugeschichte „aus einem Guss“.
Bei näherem Hinsehen erkennt man jedoch etliche Unregelmäßigkeiten und Disproportionen, die den ersten Eindruck revidieren: Der Turm nimmt so viel Platz ein, dass er fast quadratisch wirkt, demgegenüber ist das Schiff extrem kurz, eher quer- als längsrechteckig. Das legt den Schluss nahe, dass ursprünglich überhaupt kein Turm geplant war. Der jetzt bestehende wurde nachträglich auf das Schiff aufgesetzt, wodurch dieses einen erheblichen Teil seiner Länge verlor. Die Reihe der zugesetzten romanischen Fenster setzt sich – wenn auch in anderem Rhythmus – im Turm fort, ebenso wie das ungestörte Mauerwerk des Schiffes auf dem ersten Meter Höhe.




Alle Bögen (von Türen, Fenstern, dem Triumphbogen und dem Apsisbogen) sind rundbogig, lediglich der Verbindungsbogen von Turm und Schiff ist spitzbogig. Chor und Schiff sind mit schlanken Rippengewölben versehen, das Turminnere hat eine Balkendecke.


Baugeschichte
Aus diesem Befund und archäologischen Untersuchungen lässt sich auf eine dreiphasige mittelalterliche Baugeschichte schließen. Nach dem Brand des hölzernen Vorgängers begannen die Wettiner den Bau der Dorfkirche – zusammen mit dem ihrer Burg – zunächst als dreiteilige, rein romanische Anlage, was durch das einheitliche Fundament belegbar ist. Die Ungereimtheiten des Baus erklären sich durch eine Unterbrechung durch den Teltow-Krieg und sicherlich erst nach dem Ende desselben ab 1245 ergänzten die Askanier ihn in einem zweiten Schritt um den Turm, der auf das Langschiff aufgesetzt wurde. Der spitze Verbindungsbogen vom Turm zum Schiff deutet auf diese spätere Bauzeit hin. Die dritte Bauphase zur Zeit der Hochgotik brachte den Einbau der Gewölbe im Chor und dem verkürzten Schiff, sowie die Vollendung des Turms. Wegen des Gewölbes wurden die hoch liegenden romanischen Fenster allesamt vermauert und durch tiefer gelegene gotische ersetzt. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten übergaben die askanischen Brüder Johann I. und Otto IV. Hönow den Zisterziensern des Klosters Zinna, die damit ihren beträchtlichen Besitz auf dem Barnim ausweiteten und in deren Besitz es bis zur Reformation verblieb.
Heutiger Zustand
Erst im 19 Jh. brach man die jetzigen großen Fenster ein, veränderte die Apsisfenster und baute die westliche Vorhalle an, alles im Stil der Neugotik. Die Priesterpforte an der Südseite des Chors blieb original erhalten, auf derselben Seite kann man in den Außenmauern des Schiffes noch die Spuren des beseitigten Gemeindeportals erkennen, welches heute fälschlich als „Wendenpforte“ bezeichnet wird. Eine Besonderheit ist der “Schachbrettstein” in der Südwestecke des Turmes. Zur Bedeutung dieser Steine gibt es keine Überlieferungen, aber verschiedene Deutungsversuche.


Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt, aber in der Nachkriegszeit gut wiederaufgebaut und nach der Wende restauriert. Die dabei erfolgten umfangreichen dendrochronologischen Untersuchungen an Fensterrahmen und Holzbalken haben wesentlich zur genaueren und gesicherten Datierung der brandenburgischen Dorfkirchen beigetragen.