Die askanischen Markgrafen stießen bei ihrer Expansion Anfang des 13. Jahrhunderts ostwärts entlang der Finow in nur dünn besiedeltes slawisches Gebiet vor. Die Finowlinie wurde mit Burgen befestigt, nach Oderberg (um 1213) folgte Hohenfinow. Die Bedeutung dieser Burgen nahm jedoch nach der Eroberung des Gebiets ab. Immerhin entstanden in ihrem Schutz Städte und Dörfer, während die Burgen allmählich in Herrenhäuser umgewandelt wurden.
Die ursprüngliche Anlage der Kirche von Hohenfinow – dreischiffige Feldstein-Basilika mit Westturm, einschiffigem Chor mit nördlichem Sakristeianbau sowie einer Apsis – deutet darauf hin, dass diesem Ort, ähnlich wie Prädikow, eine übergeordnete Bedeutung zugedacht war. Solch differenzierte Kirchbauten waren nämlich nur für Städte vorgesehen, wie wir bereits in Altlandsberg und Strausberg sahen. In Hohenfinow erfüllte sich die Erwartung des Stadtrechts jedoch nicht, wahrscheinlich aufgrund der Konkurrenz des nahe gelegenen Oderberg. So war die Kirche für ein bloßes Dorf überdimensioniert und wurde deshalb, nach Zerstörung im 30jährigen Krieg, nur reduziert wiederaufgebaut.
Spätere Veränderungen
Anstelle des vermutlich unvollendet gebliebenen Westriegels entstand ein Dachreiter für die Glocken. Da die protestantische Organisation des Gottesdienstes ihrer nicht mehr bedurfte, riss man die Seitenschiffe einfach ab und setzte die spitzbogigen Arkaden zu. In die Vermauerung wurden rundbogige Fenster eingesetzt. Auch die Apsis verschwand aus denselben Gründen und der vielleicht eingestürzte Chorgiebel wurde durch ein Walmdach ersetzt. Anders als in Prädikow sind hier die späteren Veränderungen gut zu erkennen, auch wurde die Niederfinower Kirche mehrfach umfassend restauriert. 1910 baute man die Apsis wieder auf und brachte neoromanischen Bauschmuck an, seit 2004 erstrahlen die historistischen Wandmalereien (von 1910) im Inneren in neuem Glanz. Wegen der wechselvollen Geschichte befinden sich nur noch wenige alte Gegenstände im Innern. Ein dreifach gestuftes spitzbogiges Westportal mit einem darüberliegenden Okulus bildet heute den Haupteingang.
Ob sich darüber hinaus Gemeindeportale im Norden oder Süden befunden haben, kann wegen der verschwundenen Seitenschiffe nicht mehr ermittelt werden. Auf der Südseite des Chors befindet sich die gefälschte spitzbogige Priesterpforte mit neoromanischem Dekor.
Schmuckelemente
Der Kirchenbau weist als Besonderheit zwei Arten von Schmuckelementen auf. Zum einen finden sich überall Putzritzungen in den Mörtelbereichen zwischen den Feldsteinen, die eine Doppellinie bilden. Dadurch soll der Eindruck von einheitlichen Quadern, wie bei einem Bau aus Hausteinen, entstehen. Des weiteren bilden die skulptierten Feldsteine am Abschluss der Arkadenpfeiler quasi einen Kämpfer, der nicht aus einer einheitlichen Platte besteht, sondern aus einzelnen Steinen zusammengesetzt ist.
Ehemaliges Schoss Hohenfinow
Sehr malerisch liegt die Dorfkirche erhöht an der offenen Südseite des Dorfangers, der mit vier Lindenreihen bepflanzt, von der Kirche zum ehemaligen Gutshof führt.
Hier stand das 1945 beschädigte und um 1961 abgerissene zweistöckige Schloss Hohenfinow, welches sich bis 1945 im Besitz der Familie von Bethmann Hollweg befand. Theobald von Bethmann Hollweg, ein Jugendfreund Wilhelms II., war ab 1909 Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident. Er führte das Kaiserreich in den Ersten Weltkrieg und wurde 1917 entlassen, weil er als Befürworter eines Verständigungsfriedens den konservativen Eliten und der Obersten Heeresleitung um die Generäle Hindenburg und Ludendorff nicht radikal genug war. Zu einer Zeit, da der Krieg längst verloren war, hielten sie an Kriegszielen von Expansion und Hegemonie des Deutschen Reiches fest und verursachten damit das „Strafgericht“ von Versailles. Bethmann Hollweg zog sich auf sein Schloss mit dem barocken Park zurück, von dem aus er oft die Regierungsgeschäfte geführt hatte. Seine noch erhaltene Grabkapelle steht auf dem Hohenfinower Friedhof und trägt die selbst gewählte Inschrift: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit. Matthäus 5, 6“.