Schönhausen war der Wohnort der Familie von Bismarck. Ihr berühmtester Spross, Otto von Bismarck, wurde in der romanischen Kirche getauft. Diese gehört – wie alle Backsteinbauten dieser Route – zu den Filialen des Klosters Jerichow. Sie wurde laut einer Urkunde 1212 geweiht und müsste deshalb um 1200 errichtet worden sein. Ihr zweites Patrozinium an den Hl. Willibrord, den Apostel der Friesen, spielt auf die ganz ähnliche Mission der Jerichower Prämonstratenserchorherren an, die das Territorium Albrechts des Bären östlich der Elbe christianisierten.
Inhalt
Dreischiffige Basilika
Schönhausen ist eine dreischiffige Basilika, genau wie die Stadtkirche von Sandau, was aber hier – in einem Dorf – ziemlich überdimensioniert wirkt. Der reichhaltige Ornamentik beider Kirchen mit Lisenengliederung aller vier Bauglieder und vielfältigen Schmuckfriesen ist von Jerichow beeinflusst. Der mächtige Westriegel kragt in Sandau und hier über Schiff und Seitenschiffe aus und weist die übliche Mehrgeschossigkeit auf.
Im Erdgeschoss liegt das, jetzt vermauerte, gestufte Rundbogenportal, das etwas kahle Mittelgeschoss ist nur durch einen Okulus verziert und im Obergeschoss öffnen sich 10 Rundbogenfenster als Klangarkaden. Sogar die seitlichen Giebel des Satteldachs sind noch mit Blendfenstern und Ornamenten geschmückt.
Am Schiff befindet sich im Süden das gestufte Gemeindeportal in einem rechteckigen Mauervorsprung, während das nördliche vermauert ist. Am einschiffigen Chor liegen zwei Anbauten, im Norden die tonnengewölbte kleine Sakristei aus der Erbauungszeit und im Süden die neue aus dem 19. Jh. , in deren Inneren sich die originale Priesterpforte verbirgt.
Besonderheiten
Die Dorfkirche Schönhausen weist einige Besonderheiten auf. So gibt es etliche Ziegel mit Schabemalen (z. B. Ritzungen und Vertiefungen alias Näpfchensteine) sowie eine Sonnenuhr. Ähnliche Elemente finden sich auch an der Dorfkirche Redekin.
Innenraum
Das Innere präsentiert sich als flach gedeckte, sechsjochige Pfeilerbasilika ohne Querhaus, mit gewölbtem Chorquadrat und halbkreisförmiger Apsis. Wie in Jerichow sind zwei der Pfeiler als gemauerte Säulen ausgebildet, zwischen den ersten beiden nördlichen ist die Patronatsloge der Familie Bismarck eingebaut.
Vor dem protzigen barocken Hauptaltar in der Apsis steht noch der originale romanische Altartisch und vom Triumphbogen hängt ein wunderbares Triumphkreuz herab. Die Kreuzbalken sind zwar modern, aber der Gekreuzigte ist ganz in der romanischen Tradition des Triumphkreuzes dargestellt: Als Vier-Nagel-Typus mit parallel gestellten Beinen, leicht geneigtem Haupt mit ruhigen Gesichtszügen ohne Anzeichen des Todeskampfs, den Triumph des von Gott Gesandten über den Tod symbolisierend. Kurz vor dem Chor hat man den schönen 8-eckigen spätromanischen oder frühgotischen Taufstein platziert.
Mit dem Eisernen Kanzler, dessen Familie in der Kirche ihre Grablege hat (Bismarck selbst wurde auf seinem Gut Friedrichsruh beigesetzt) hatten die Kommunisten nach 1945 nichts am Hut. Der Besitz der Bismarcks wurde enteignet („Junkerland in Bauernhand“), aber schon bald ging es von „Bauernhand“ in den Besitz einer LPG über. Die Gutshäuser, euphemistisch „Schloss“ genannt, aber in der Regel eher schlichte Gebäude, waren den DDR-Oberen ein besonderer Dorn im Auge, weil sie den Sitz der verhassten Junker repräsentierten. Meistens wurden sie durch unpassende Nutzung heruntergewirtschaftet, bis oft nur noch der Abriss übrig blieb oder wie im Falle Schönhausen – einfach gesprengt. Das geschah 1958, einzig ein Seitenflügel entging der Barbarei und dient heute als Bismarck-Museum.