Auf dem Rückweg von Grünow nach Berlin kann man bei Bernau noch einen Abstecher nach Ladeburg machen. Bis auf das exakt gefügte Mauerwerk bietet die Dorfkirche auf den ersten Blick nichts Besonderes: Die Fensteröffnungen sind alle in späterer Zeit überformt worden, ein Turm und eine Sakristei wurden offensichtlich im 19. Jh. in Backsteinmauerwerk angefügt. Bei näherem Hinsehen entdeckt man jedoch interessante Besonderheiten.
Apsis
Die Apsis hat einen fünfeckigen Grundriss, was nur noch bei der weit entfernten Klosterkirche Zinna und einer weiteren, heute nicht mehr existierenden uckermärkischen Kirche vorkommt. Der Einfluss von Zinna auf diese Grundrissgestaltung ist dennoch nicht ganz von der Hand zu weisen, besaß das Kloster doch mehrere Dörfer unweit von Ladeburg, z.B. Klosterdorf. Entsprechend derjenigen von Zinna ist die Apsis (wie auch die gesamte Kirche) aus exakt gequaderten und in sauberen Lagen geschichteten Findlingen gebaut. Die aus modernen Ziegeln gemauerte Fensterrahmung und das Deutsche Band aus demselben Material wirken sehr unpassend und tragen dazu bei, dass man den Wert dieser Kirche schwer erkennt.
Chor
Der quadratische Chor der Dorfkirche ragt hoch auf – höher als das Kirchenschiff – und lässt dadurch noch erkennen, dass er ursprünglich ein Turm war, Ladeburg also eine Chorturmkirche – wie das nahe gelegene Grünow. Genauso wie dort hatte das merkwürdige („verkehrte“) Aussehen der Kirche zur Veränderung des Ortsnamens in „Verkehrt Ladeburg“ geführt. Eine solche Zusatzbezeichnung zur Unterscheidung von nahe gelegen, gleichnamigen Orten benötigte man hier eigentlich nicht, denn das nächste Ladeburg liegt in Sachsen Anhalt, mehr als 200 km entfernt. So wird die Bezeichnung „Verkehrt Ladeburg“ wohl nur ein Spottname gewesen sein und mit bewirkt haben, dass sich die Dorfbewohner bei der Renovierung ihrer Kirche im 19. Jh. mit dem Abriss des einzigartigen Chorturms abfanden, weil sie damit auch den diskriminierenden Ortsnamen loswurden. Die Errichtung der zwei singulären Chorturmkirchen in Grünow und Ladeburg, so weit von ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet im südlichen Sachsen, Thüringen und vereinzelt in der Altmark entfernt, bleibt rätselhaft. Das sachsen-anhaltinische Ladeburg, das sicherlich namensgebend war und aus dem aller Wahrscheinlichkeit nach ein großer Teil der Siedler stammte, besitzt z. B. keine Chorturmkirche. So bleibt als einzige plausible Vermutung, dass vielleicht einige der maßgeblichen Bauleute aus einem Gebiet mit Chorturmkirchen zugewandert waren und sich unter Missachtung des verbindlichen Bauplans mit dem aus ihrer Heimat gewohnten durchsetzten.
Schiff
Das Schiff ist exakt in der gleichen Quaderung wie die übrigen Teile gemauert, so dass es sicher erscheint, dass der Bau als dreiteilige Chorturmanlage in einem Guss errichtet wurde. Leider sind weder vermauerte, noch originale Tür- oder Fensteröffnungen erhalten, auch Spuren früherer Zustände sucht man vergebens. So kann man nur – im Vergleich mit Grünow – schließen, dass Ladeburg aufgrund der polygonalen Apsis etwas später als jenes errichtet wurde, ca. um 1240.