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Ortsgeschichte
Das 14 km südwestlich von Spandau gelegene Seeburg wird 1283 als „Seheberge“ erstmals urkundlich erwähnt, ist aber wesentlich älter. Der Name geht wohl auf den Herkunftsort der Siedler aus dem altmärkischen Seeburg zurück, bzw. auf den Lokator, einen Herrn von Seeburg. Die Existenz einer Pfarrstelle und damit verbunden einer Kirche ist für das Jahr 1313 belegt, jedoch ist auch die Kirche ausweislich ihres Baubefunds viel älter. 1332 hatte das benediktinische Nonnenkloster Spandau einen Hof in Seeburg mit 10 Hufen erworben. Im Landbuch Karls IV. wird 1375 bereits das gesamte Dorf „Seheborgk“ als Klosterbesitz geführt. Dies währte bis zur Reformation, als die Abteien säkularisiert wurden und in den Besitz des Landesherrn, des brandenburgischen Kurfürsten fielen. Seeburg gehörte nun zum Amt Spandau und die Kirchstelle wurde eine Filiale von Staaken.
Die romanische Kirche
Die Dorfkirche von Seeburg ist ein sehr frühes Beispiel für den Steinbau im neu besiedelten Land östlich der Elbe. Sie liegt an der ost-westlich verlaufenden Dorfstraße, die nach Spandau führt, heute ist der Ort durch eine nord-südlich verlaufende Straße zwischen Groß-Glienicke und Staaken erschlossen. Die dreiteilige Anlage weist rundum nur an der Außenseite bearbeitete, kaum gequaderte Feldsteine auf, ein Stilmerkmal der ersten Steinbauten in Brandenburg. Apsisbogen, Triumphbogen und das (zugesetzte) einzig erhaltene Originalfenster im Chor, allesamt rundbogig, bestätigen das.
Jedoch deutet die verhältnismäßig dicke Westwand des Chors, in der sich der Triumphbogen befindet, auf zwei verschiedene Bauphasen. Diese Wand von der gleichen Stärke der Außenmauern muss einst ebenfalls eine Außenwand gewesen sein, so dass die Seeburger Kirche zunächst nur eine einfache Saalkirche bzw. ein Apsissaal war. In der zweiten Bauphase baute man das Schiff und brach den Triumphbogen in die Westwand des Chors. Da auch das Schiff noch in der gleichen altertümlichen Mauertechnik wie der Chor gehalten ist, kann man für diesen eine Bauzeit deutlich vor 1200 annehmen und für die gesamte Kirche eine Fertigstellung anfangs des 13. Jh.
Spätere Veränderungen
In der Zeit der Gotik erhielt der Chor ein schönes Rippengewölbe, während das Schiff seine flache Decke behielt und in der Spätgotik wurden die Apsisfenster vergrößert – insbesondere das mit einem ungewöhnlichen Giebel versehene mittlere. Vielleicht gehören die an der Nordwand des Schiffs erkennbaren Veränderungen unter Verwendung von Backstein (jetzt zugesetzte drei Fenster und ein kleines Gemeindeportal) ebenfalls in diese Zeit. Eine am Triumphbogen angebrachte Jahreszahl 1554 könnte sich auf diese Maßnahmen beziehen, wie auch auf den Bau der Sakristei, die die alte Priesterpforte verdeckt.
Im 30jährigen Krieg wurde das Havelland verwüstet und auch Seeburg schwer betroffen. Noch viele Jahre nach Kriegsende lag die Hälfte der Bauernstellen im Ort wüst. Die Errichtung des barocken Altars 1695 geht sicherlich mit dem Wiederaufbau und der Neueinweihung des Bauwerks einher, die Anbringung dieser Jahreszahl am Triumphbogen lässt darauf schließen. 1715 bekam die Kirche ein neues Gestühl und die Empore, worauf die heute existierenden großen Fenster in die romanischen Wände gebrochen wurden.
Von wann der hölzerne Dachreiter stammt, lässt sich wegen seiner völligen Zerstörung im Krieg nicht mehr ermitteln, jedenfalls erhielt er 1731 eine neue (kupferne) Wetterfahne mit Jahreszahl.
Seeburg heute
Noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, als Seeburg heftig umkämpft wurde, brannte das Gebäude vollständig aus, wobei die gesamte Einrichtung vernichtet wurde. Da das Gewölbe im Chor glücklicher Weise erhalten blieb, richtete sich die Gemeinde (wie am Anfang ihrer Geschichte) im Chor ein und beließ den Rest als turmlose Ruine. Erst nach der Wende von 1989 wurden die Schäden behoben und heute ist die Seeburger Kirche mit ihrem hölzernen Dachreiter wieder eine Landmarke und ein interessantes Zeugnis des Landesausbaus Brandenburgs im 12. Jh.
Infobox
Besonderheiten
Die Dorfkirche Seeburg ist eine offene Kirche und kann besucht werden.