Von Rathenow kommend und in Richtung Westen fahrend, findet man in Schmetzdorf die letzte noch auf dem Territorium von Brandenburg liegende Backsteinkirche aus dem Umfeld des Klosters Jerichow vor. Der, historisch gesehen, absurde Verlauf der heutigen Landesgrenze wird an dieser Stelle besonders deutlich, denn das nur 6 km entfernte Wust gehört bereits zu Sachsen-Anhalt, obwohl es seit Jahrhunderten mit der brandenburgischen Geschichte verknüpft ist (z. B. als Sitz der Adelsfamilie von Katte).
Die Dorfchronik erzählt, dass Schmetzdorf, im Wendenlande liegend, von Niederländern erbaut wurde. Sie gibt auch Auskunft über das Verhältnis der Neusiedler zu den altansässigen Wenden, die in der Umgebung wohnten. Die Slawen waren Imker und Fischer, beschäftigten sich auch mit der Köhlerei, während die Siedler Ackerbau betrieben und zunächst einmal das Land parzellierten. Als Nichtbauern erhielten die Wenden deutlich weniger Land, was sie im Laufe der Zeit in ein Abhängigkeitsverhältnis von den Siedlern zwang. Als so genannte Kossäten bewirtschafteten sie hauptsächlich fremdes Land gegen hohe Abgaben. Der originale Ortsname ist Smedesdorp, was nach einer deutschen Gründung klingt; die Slawen werden hier also in einem Kietz gewohnt haben. 1266 stellte der brandenburgische Markgraf Otto III. in Smedesdorp eine Urkunde aus, die dem Kloster Jerichow die Besitzrechte an einem Dorfe Rehhagen gewährt und damit gleichzeitig die Existenz von Schmetzdorf und seine Verbindung zum Kloster dokumentiert.
Vierteilige Anlage
Der Einfluss des nahe gelegenen Prämonstratenserklosters Jerichow wirkt sich im Baumarial und den Schmuckformen auch auf die hiesige Dorfkirche aus, eine interessante vierteilige Anlage, die einige Besonderheiten aufweist. Anstelle des bei vierteiligen Anlagen üblichen Querriegels von Schiffsbreite erhebt sich hier ein bauzeitlicher (oder nur wenig späterer) schlanker Turm auf quadratischem Grundriss. Solche eingezogenen Türme wurden in der Regel erst in der Gotik oder noch später den dreiteiligen Anlagen hinzugefügt. Das Schiff, das nördlich und südlich über den Turm herausragt, konnte dadurch noch zwei westliche Rundbogenfenster erhalten.
Die Apsis ist dagegen im Vergleich zum Chor kaum eingezogen und hat fast dessen Breite.
Der Bauschmuck ist äußerst schlicht, aber dennoch vorhanden: Lisenen und einfache Zahnfriese in mehreren Etagen auf den drei Schauseiten des Turms, eine rahmenartige Einfassung des Schiffs mit Lisenen und Zahnfries, nur ein Zahnfries im Chor und ein etwas komplizierterer Winkelfries über der Apsis. Ein deutsches Band zieht sich über allen Friesen um das komplette Bauwerk. Die Höhe der Fenster weist eine leichte Staffelung vom Schiff bis zur Apsis auf. Allerdings sind diese rekonstruiert; bei einer Restaurierung zwischen 1962 und -64 wurden sie auf das alte Format zurückgebaut.
Innenraum
Man betritt die Kirche heute durch das romanische Portal im Turm. Ein Gemeindeportal und vermutlich eine Priesterpforte wurden auf der Südseite vermauert. Das Innere hat mit seiner flachen Holzdecke im Schiff und dem Gewölbe in Chor und Apsis ein authentisch-romanisches Aussehen, auch weil das übliche protestantische Gestühl mit Empore fehlt. Ein Taufstein und zwei Altarflügel stammen noch aus dem (allerdings späten) Mittelalter. Interessant ist die Grabplatte für den Pfarrer Teodoricus de Sobsdorf aus dem Jahr 1299 mit einer eingemeißelten Inschrift in Unzialen, einer Schreibschrift, die man eigentlich mit der Feder auf Pergament auftrug.
Infobox
Adresse
Empfohlene Route
Offizielle Website
Besonderheiten
Laut der offiziellen Website kann der Innenraum der Kirche nicht besichtigt werden!