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Burg Belzig
Festung Eisenhardt
Am südwestlichen Rand der Stadt Bad Belzig liegt auf einem spornartig hervortretenden Höhenrücken des Fläming die Festung Eisenhardt. Die sehr eindrucksvolle Anlage mit ihren fünf Rondellen und dem doppeltürmigen Torhaus stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. und wurde von den Kurfürsten von Sachsen-Wittenberg errichtet. Inmitten ihres weitläufigen Inneren steht auf einer Anhöhe ein hoher Rundturm aus Feldstein. Bei ihm handelt es sich um den romanischen Bergfried des Vorgängerbaus der Festung Eisenhardt. Diese (wesentlich kleinere) Burg Belzig nahm den höchsten Punkt des Geländes ein und existierte bis zum Anfang des 15. Jh., als sie von Truppen des Magdeburger Erzbischofs zerstört und durch die – auch Feuerwaffen standhaltende – Festung ersetzt wurde.
Baugeschichte der Burg Belzig
Erbaut wurde die romanische Burg von den Grafen von Belzig. Baderich, der erste bekannte Vertreter dieses Geschlechts, wurde bereits 1157 (bei der Eroberung Brandenburgs) königlicher Burggraf und damit Schirmvogt der Brandenburger Bischöfe. Bis 1226 hatte sein Geschlecht dieses Amt inne. Sein Sohn Siegfried baute Belzig zu jener Burg aus Feldstein aus, von der jetzt noch aufschlussreiche Mauerreste zeugen.
Als das Geschlecht der Grafen von Belzig um 1250 ausstarb, wurde ihr Herrschaftsgebiet unter den Askaniern aufgeteilt. Der südliche Teil fiel an die sächsische, der nördliche an die brandenburgische Linie des Hauses. Für die neuen Herren von Belzig, die sächsischen Herzöge und Kurfürsten, hatte die Burg eine wichtige strategische Bedeutung zur Sicherung ihres Landes im Norden gegen Magdeburg und Brandenburg. Sie diente fortan zum Schutz der Landesgrenze und war eine Gerichts – und Zollstätte für die Untertanen des Amtes Belzig, die von einem Schloßhauptmann oder Amtmann verwaltet wurde. Lange Zeit noch hielt die romanische Burg kriegerischen Auseinandersetzungen stand, so wurde sie 1395 erfolgreich gegen die Truppen des Erzbischofs von Magdeburg verteidigt.
Doch mit dem Aufkommen von Feuerwaffen wurden mittelalterliche Burgen obsolet. 1406 eroberten die Magdeburger Burg und Stadt Belzig erneut und zerstörten sie. Die sächsischen Herzöge ließen nach ihrer Rückkehr den Neubau der Festung Eisenhardt errichten, die dem aktuellen Stand der Verteidigungstechnik viel besser entsprach. Die Reste der romanischen Burg verschwanden bis auf den Bergfried unter meterhohen Aufschüttungen. 1905 ließ der Burgenbau-Experte Bodo Ebhard erstmalig Ausgrabungen vornehmen um das Aussehen der alten Burg Belzig herauszufinden.
Bergfried
Der gewaltige Bergfried ist als einziger Bauteil der romanischen Burg im Großen und Ganzen erhalten geblieben, allerdings besserte man Mitte des 19. Jh. größere Teile mit Backsteinziegeln aus. In 12 m Höhe befindet sich die originale Eingangspforte, die man damals über eine äußere, im Ernstfall hochziehbare, Holztreppe erreichte. Neben seiner Funktion als Wacht- und Verteidigungsturm diente ein Bergfried auch als letzte Zufluchtsstätte einer Burg. Der mit einem Abort und einem Kamin versehene Raum im Eingangsgeschoss hoch oben ist ein Beleg dafür. Er und zwei weitere Räume darüber sollten wohl in Kriegszeiten einen längeren Aufenthalt ermöglichen. Das Untergeschoss des Turms diente wie üblich als Verlies. Um den Bergfried herum sind verschiedene Mauerzüge aus Feldstein frei gelegt, die Hinweise auf das Aussehen der Burg um 1200 geben. Sie war deutlich kleiner als die heutige Festung und passte sich der Form des Burghügels an.
Kapelle und weitere Bauteile
Eine Trennmauer zwischen Bergfried und Kapelle grenzte wohl den Bereich der kleineren Kernburg im Westen von der ausgedehnten Vorburg im Osten ab. An der nördlichen Ringmauer ist ein nach außen hervortretender, quadratischer Wehrturm mit zwei Stützpfeilern noch gut zu erkennen.
Unmittelbar daneben grub man 1993 die romanische Burgkapelle aus, die ähnlich wie die gleichzeitigen Dorfkirchen im Fläming die charakteristische Staffelung der Komponenten Schiff, Chor und Apsis aufweist. 2007 fanden weitere Untersuchungen statt, nach denen man auch das alte Fußbodenniveau wiederherstellte. Der Chor, dessen Ansätze des Apsis- und Triumphbogens noch erkennbar sind, zeigt Spuren eines Kreuzgewölbes. Bei einer späteren Umbaumaßnahme (evtl. nach dem Bau der Festung) trennte man den Chor durch eine Ziegelwand mit Tür vom Schiff ab. Das deutet auf eine Profanierung des Gebäudes hin und könnte im Zusammenhang mit der Errichtung einer neuen Burgkapelle (St. Briccius) vor dem Tor der Festung Eisenhardt stehen. Die Auffindung der romanischen Burgkapelle stellte in jedem Fall eine archäologische Sensation dar, ist sie doch das einzige Exemplar dieser Art in Brandenburg.
Leider wurde dieses bedeutende Gebäude anschließend durch „sichernde“ Umbauten stark verschandelt, als man ein modernes Schutzdach mit Aussichtsplattform auf dem Grundriss aufbrachte und den Blick ins Innere durch Fußabtreter-ähnliche Metallkonstruktionen zustellte.
Die übrigen erhaltenen Mauerreste der romanischen Burganlage lassen sich nicht so deutlich identifizieren wie die bereits beschriebenen. Mit Sicherheit war das Gelände östlich der Hauptburg ebenfalls ummauert und diente (wie in Ziesar und Rabenstein) als Vorburg, in der sich die Wirtschaftsgebäude befanden. Ein langgestreckter Saal mit Portal und Riegellöchern für den „Wehrbalken“ ist noch gut zu erkennen. Auch der im großen Hof befindliche Burgbrunnen geht noch auf die romanische Anlage zurück.
Marienkirche
Die Belziger Marienkirche ist ein gutes Beispiel für eine brandenburgische romanische Stadtkirche. In der Südansicht, vom Kirchplatz aus, ist zunächst von einem romanischen Bauwerk nichts zu erkennen. Bei einer Vergrößerung der Kirche im späten Mittelalter wurde hier nämlich ein zweites Schiff an das Langhaus angefügt. Deshalb muss man das Gebäude erst umrunden und dabei im Mauerwerk „lesen“, wie die romanische Anlage aussah. Es kristallisiert sich dann ein einschiffiges, kreuzförmiges Bauwerk mit breitem Westriegel und einer Apsis im Osten heraus. Am Querschiff befanden sich zwei Nebenapsiden.
Chor
Am besten gelingt das Ablesen, wenn man an der Nordseite des rechteckigen Chors beginnt. Dort offenbart eine Baunaht, dass der (gegenüber dem Schiff leicht eingezogene) Chor zur Zeit der Gotik auf die doppelte Länge gebracht wurde, wobei die romanische Apsis verloren ging. Der vergrößerte Chor ist nun gerade geschlossen und besitzt zwei Ost-Fenster aus späterer Zeit. Die originale Hälfte des Chors hat noch die ursprünglichen zwei Rundbogenfenster.
Schiff und Querschiff
Am Nordteil des sich anschließenden Querschiffs sieht man noch die Spuren der ebenfalls abgebrochenen nördlichen Nebenapsis, ferner zeugen sauber behauene Feldsteine, vermauerte Rundbogenfenster und akkurat gemauerte Gebäudeecken von dem romanischen Bauwerk. Die Nordseite des Kirchenschiffs zeigt sich noch original mit romanischen Fenstern und einem, später zugesetzten, Nordportal.
Turm
Der Querriegel, auf dem sich links ein Turm erhebt, übertrifft die Kirchenbreite um gut zwei Meter. Vor der Westseite stehend, kann man das Schicksal der Marienkirche aus den Störungen im Mauerwerk deutlich ablesen: Der mächtige Westriegel wurde offensichtlich so stark beschädigt, dass er teilweise einstürzte. Beim Wiederaufbau entschloss man sich für eine eintürmige Lösung, was dem Ganzen durch das Schrägdach über dem rechten, turmlosen Teil ein stark provisorisches Aussehen verleiht.
Das originale Mauerwerk kann man an den gut bearbeiteten Feldsteinen und den akkuraten Gebäudekanten ohne weiteres erkennen. Der Westriegel öffnet sich in einem dreifach gestuften, rundbogigen Portal, über dem eine Inschrift auf einen Besuch Martin Luthers 1530 hinweist. Auch an den Wangen des Portals sind die Beschädigungen noch gut ablesbar.
Südseite und Sakristei
Der Südteil der Kirche mit seinen vier übergiebelten Querbauten enthält die Erweiterung des Schiffs unter zwei Giebeln und das originale, südliche Querschiff unter dem dritten, erkennbar an der regelmäßigen, lagigen Feldsteinquaderung und der scharfen Gebäudekante. Alle drei besitzen große spitzbogige Fenster aus dem späten Mittelalter. Der darauffolgende, kleinere und vom Querschiff abgesetzte Bau, die Sakristei, stammt ebenfalls aus dem Spätmittelalter und verdeckt die romanische Südseite des Chors.
Innenraum
Betritt man das Innere, ist man zunächst über die Weite des Kirchenschiffs erstaunt, das keine basilikale Unterteilung in drei Schiffe aufweist und wie eine Frühform der Hallenkirche wirkt. Sehr monumental sind die drei Rundbögen (Triumphbogen und zwei Seitenschiffbögen), die Schiff, Chor und Querhaus voneinander separieren.
In der Südwand des Chors, dicht beim Triumphbogen, befindet sich noch die originale, romanische Priesterpforte. An der Westwand des Hauptschiffs sieht man zwei große, vermauerte Bögen, die früher die Verbindung zum Westriegel darstellten. Ansonsten ist der Inneneindruck protestantisch-nüchtern.
Zerstörungen im 30-jährigen Krieg
Während des 30-jährigen Krieges brach 1636 die große Katastrophe über Belzig herein: Die Schweden, die 1632 ihren in der Schlacht bei Lützen gefallenen König Gustav Adolf II. auf dem großen Leichenzug von Weißenfels nach Wolgast angeblich in der Marienkirche aufgebahrt hatten, waren 1634 nach Belzig zurückgekehrt. Ihr Befehlshaber residierte auf der Festung Eisenhardt. Bis auf die „üblichen“ Requirierungen und Plünderungen kam die Stadt dabei noch glimpflich davon aber zwei Jahre später war das anders. Beim erneuten Durchzug der Schweden wurde die Stadt geplündert, angesteckt und brannte total ab. Die Festung, die Marienkirche und sämtliche Häuser der Stadt wurden dabei zerstört. Nur zögerlich kam der Wiederaufbau in dem verarmten Land in Gang, der Westriegel der Kirche ist ein beredtes Zeugnis für die verheerenden Ereignisse dieses Krieges.