Dorfkirche Jeserig

Dorfkirche Jeserig von Nordost augenommen
Dorfkirche Jeserig, von Nordost aufgenommen
Dorfkirche Jeserig nördliches Schiff
Dorfkirche Jeserig, nördliches Schiff

Nur wenige Kilometer voneinander entfernt, befinden sich nahe Belzig gleich zwei Orte mit dem slawischen Namen Jeserig. Wie viele andere Ortsnamen auch (z. B. Ziesar, Ferchesar) leitet sich dieser vom slawischen Wort jezer = See ab.

Anlage

Das hier beschriebene Jeserig gehört zur Gemeinde Wiesenburg und zeichnet sich durch eine interessante romanische Dorfkirche aus. Sie gehört dem im Fläming weit verbreiteten Typus der dreiteiligen Anlage an, weist aber einige Besonderheiten auf. So ist ihr Mauerwerk zwar sauber in einzelnen Lagen gefügt, besteht aber aus nur auf der Außenseite oder überhaupt nicht behauenen Feldsteinen. Dieses sowohl an romanischen als auch an spätgotischen Dorfkirchen (also an ganz frühen und den spätesten) auftretende Merkmal ist hier ausschließlich mit Rundbögen an Portalen und Fenstern verbunden, was das Gebäude in die Anfangszeit des Steinbaus im Fläming datiert, um 1200 oder vielleicht sogar davor.

Bauteile

Auf den ersten Blick erscheint die Ansicht des Gebäudes ungewohnt, was an dem auf gleicher Höhe über Schiff und Chor durchgezogenen Dach liegt. So entfällt die reizvolle Staffelung der Baukörper vom Schiff bis zur Apsis. Der Grund hierfür könnte in einem Neubau des Daches nach einem Brand, vielleicht im 30-jährigen Krieg, liegen. Das Ziegelmauerwerk, das die Chorwand auf die Höhe des Schiffs bringt, wird jedenfalls in die Zeit des Barock datiert.

Die Öffnungen auf der Nordseite zeigen nur wenige Veränderungen: Sie liegen alle an der originalen Stelle und sind, bis auf ein stark vergrößertes Fenster, nur im Gewände etwas aufgeweitet, um mehr Licht ins Innere zu lassen. Das Schiff hat vier Rundbogenfenster, der Chor zwei. Ins Schiff führt das originale Gemeindeportal. Es hat noch das Loch für den Verschlussbalken innen. In den Chor führt die veränderte Priesterpforte.

Dorfkirche Jeserig von Südost aufgenommen
Dorfkirche Jeserig, von Südost aufgenommen
Dorfkirche Jeserig Westwand
Ansicht von Nordwest.

Die Apsis erscheint im Vergleich mit anderen Kirchen sehr breit. Sie weist drei Rundbogenfenster auf, von denen aber nur das mittlere original erhalten blieb, während bei den anderen (wie im Schiff) das Gewände etwas aufgeweitet wurde. Auf der Südseite, von der das meiste Licht in die Kirche kommt, sind alle Fenster vergrößert worden, wie bei vielen anderen Kirchen auch. An der – merkwürdiger Weise verputzten – Westwand erkennt man noch schwache Spuren eines jetzt zugesetzten Portals, ein Indiz dafür, dass ein Westriegel nie vorgesehen war. Im 19. Jh. hatte die Kirche jedoch einen bescheidenen Turm, der aber längst wieder verschwunden ist.

Innenraum

Im flach gedeckten Inneren fällt das Fehlen des Triumphbogens auf. Er wird bei der Neukonstruktion des Daches abgetragen worden sein. Der Chor ist eine Stufe höher als das Schiff gelegt. Über ihm spannt sich ein relativ breiter, runder Apsisbogen. In der Apsis-Nordwand hat sich eine mittelalterliche Sakramentsnische erhalten. Ansonsten stammt die Ausstattung der Kirche komplett aus dem Barock, ein weiterer Hinweis auf eine Zerstörung im 30-jährigen Krieg. Sehr schön ist die barocke Kanzel, die aber aus der Gertraudenkapelle in Belzig stammt.