St. Nikolaikirche Berlin

Nikolaikirche, aufgenommen vom Fernsehturm am Alexanderplatz
Nikolaikirche, aufgenommen vom Fernsehturm am Alexanderplatz

Die St. Nikolaikirche ist Berlins älteste Kirche. Sie geht in ihren Ursprüngen bis auf die Gründungszeit Berlins um 1200 zurück. Berlin lag strategisch günstig an einer Furt über die Spree auf dem Wege nach Norden und Osten. Dies machte die Stadt schon bald zum bevorzugten Ort Brandenburgs und später zu seiner Hauptstadt. Zur Zeit der Besiedlung jedoch besaßen die askanischen Landesherren anstelle einer Hauptstadt mehrere Stützpunkte im Land. Zu nennen sind hier z. B. Brandenburg, die Burgen Spandau und Tangermünde sowie ihre Stammburgen in der Altmark. Zur Unterhaltung einer Residenzhauptstadt reichte weder der Organisationsgrad des Landes noch das Steueraufkommen.

Feldsteinbasilika

Modell der romanischen Nikolaikircher
Modell der romanischen Nikolaikirche von Lothar Paul, © Stiftung Stadtmuseum Berlin, Reproduktion: Michael Setzpfandt, Berlin. Freigestellt von A. Soujon.


Kirchenpatron der Berliner Kirche ist der Hl. Nikolaus. Unter anderem gilt er auch als Schutzheiliger der Kaufleute, was auf den Ursprung Berlins als Kaufmannssiedlung hindeutet. Um 1230 wurde die Kirche im spätromanischen Stil als kreuzförmige Feldsteinbasilika mit mächtigem Querturm erbaut. Die bis heute im romanischen Stil erhaltene Nikolaikirche in Burg bei Magdeburg gibt (bis auf die dortige Doppelturmfassade) einen guten Eindruck vom damaligen Aussehen der Berliner Kirche. Das Kirchenschiff war wie bei einer Basilika dreischiffig, Querschiff und Chor dagegen nur einschiffig angelegt. Die Nebenapsiden baute man deshalb direkt im Querschiff an die Ostwand an. Die Grundmauern des romanischen Schiffs, des Querschiffs und des Chors sind im Fußboden der heutigen, spätgotischen Kirche in dunklerem Material angedeutet. Überdies wurden sie in einem Ausgrabungsfenster sichtbar gemacht.

Vergrößerung im Mittelalter

Dieser Bau war für die Verhältnisse zur Zeit der Stadtgründung durchaus monumental. Trotzdem konnte er aber den Raumbedarf einer wachsenden und florierenden Stadt bald nicht mehr erfüllen. So wurde zunächst durch eine Stadterweiterung die Neustadt mit Neustädtischem Markt und Marienkirche, einer gotischen Hallenkirche, gegründet. Von ca. 1380 bis 1470 vergrößerte man dann auch die Nikolaikirche. Schiff, Querhaus, Chor und Apsis mussten dem Neubau einer gotischen Hallenkirche mit Umgangschor und Kapellenkranz weichen. 1452 kam noch die Marienkapelle hinzu, die sich außen am Bauwerk rechts erhebt. Die roten Backsteine bilden einen schönen Kontrast zu den bunten Feldsteinen.

Nikolaikircher Westriegel
Nikolaikirche Westriegel

Der romanische Westriegel, heute der dreigeschossige Unterbau unter den beiden Türmen, ist dagegen erhalten geblieben. Es ist somit das älteste aufrecht stehende Mauerwerk der Stadt. Im Erdgeschoss öffnet sich noch das originale Portal, das erste Geschoss besitzt zwei romanische Rundfenster während das zweite ohne Öffnungen auskommt. Das dritte Geschoss mit zwei gotischen Fenstern bildete den Unterbau für die spätmittelalterlichen Türme. Bis ins späte 19. Jahrhundert erhob sich hier ein asymmetrischer Turmaufbau. Er besaß einen achtseitigen Helm über dem südlichen und ein Satteldach über dem nördlichen Teil. Während der Restaurierung von 1876-1878 ersetzte ihn Stadtbaurat Hermann Blankenstein durch die jetzige monumentale Doppelturmfassade.

Kriegsschäden

1938 wurde die Nikolaikirche wegen Restaurationsmaßnahmen geschlossen und durch die Kriegsereignisse als Kirche nie wieder eröffnet. Viele ihrer Kunstwerke kamen in die benachbarte Marienkirche. Der Krieg setzte der Kirche stark zu. Weitgehend zerstört und ohne Dach und Gewölbe stand sie jahrzehntelang als Ruine in der Brache des nahezu völlig abgeräumten Nikolaiviertels.

Nikolaikirche mit massiven Kriegsschäden.
Nikolaikirche mit massiven Kriegsschäden. Bundesarchiv, Bild 183-G1122-0600-090 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de

Wiederaufbau

Erst durch die Pläne zum Wiederaufbau dieses Viertels, befördert durch die 750-Jahr-Feier Berlins, kam sie wieder ins Blickfeld. Sie wurde von 1980 bis 1983 nach alten Zeichnungen und Plänen mit den Blankensteinschen Türmen vollständig wiederaufgebaut. Im Innern des Westbaus machte man die romanischen Bauteile wieder sichtbar. Nach wie vor betritt man die Kirche durch das dreifach gestufte spätromanische Spitzbogenportal und durchschreitet den romanischen Westbau. Der nördliche Turmraum enthält das restaurierte barocke Mausoleum der Familie von Kraut, während der südliche wieder das originale Erscheinungsbild bietet. Hier können Museumsbesucher über steinerne Stufen auf das romanische Bodenniveau der Stadtgründungszeit Berlins hinabsteigen und den erst 1990 wiederentdeckten Münzschatz besichtigen. Berliner Bürger hatten ihn zwischen 1514 und 1734 für den Turmknauf der Nikolaikirche zusammengetragen.

Heute dient die Nikolaikirche der Stiftung Stadtmuseum als Museum für die mittelalterliche Geschichte Berlins. Neben einem höchst interessanten Modell der Stadt im Mittelalter können die in situ erhaltenen, restaurierten Grabmäler bedeutender Berliner Familien besichtigt werden. Ebenfalls bemerkenswert sind die Reste der Ausstattung untergegangener Kirchen, wie z. B. der ebenfalls noch aus dem Mittelalter stammenden Franziskaner-Klosterkirche.

Infobox


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Empfohlene Route

Südwestliche Route

Offizielle Website

Stadtmuseum Berlin