Das heute zur Stadt Schwedt gehörige Dorf Heinersdorf wird 1354 im Vertrag von Oderberg als Henrichstorph erstmals in einer Urkunde erwähnt. Darin wird es als einer der Orte genannt, die Ludwig der Römer, der neue Markgraf von Brandenburg, an Pommern verpfändete. Die Dynastie der Askanier war mit ihrem letzten Markgrafen Waldemar ausgestorben und die bayrischen Wittelsbacher hatten die Nachfolge übernommen, was Unruhen und Chaos im Lande auslöste. Die Bemühungen Ludwigs, sich neue Geldquellen zu erschließen, hatten zu dem Vertrag geführt. Die Gründung des Dorfes muss aber ca. 100 Jahre früher erfolgt sein, wie aus der Architektur seiner Dorfkirche hervorgeht. Der Name von Heinersdorf verweist, wie bei allen anderen Orten dieses Namens auf den Gründer bzw. Lokator.
Die Feldsteinkirche, eine dreiteilige Anlage bestehend aus Westturm, Schiff und eingezogenem, gerade geschlossenem Chor, stammt wohl aus der Zeit nach 1250, als die Askanier die Uckermark übernommen hatten. Das erschließt sich aus den Formen des Übergangsstiles, die man hier vorfindet, der Verzicht auf die Apsis, ein spitzbogiger Triumphbogen und Reste von gedrückt spitzbogigen Fenstern. Allerdings finden wir auch rundbogige Portale (eines davon zugesetzt) und exakt geschichtete Steinlagen, aber auch nur einseitig behauene Feldsteine. Anstelle der im Spätstil üblichen Dreifenstergruppe im Osten gibt es hier ein sehr großes, jetzt zugesetztes Spitzbogenfenster. Drei Fenster auf jeder Seite im Schiff und nur eines im Chor lassen sich aus dem Befund leicht erschließen.
Der 30jährige Krieg setzte dem Gebäude stark zu, wie an gestörtem Mauerwerk an der Traufe und der Oberkante des Turms erkennbar ist. Der Turm verlor sein Satteldach und bekam im 19. Jh. einen pittoresken Aufsatz mit einer achteckigen Spitze in der Mitte und vier darum gruppierten Ecktürmchen, was der Kirche ein unverwechselbares Aussehen verleiht. Als Wiederbelebungsmaßnahme nach den Verheerungen des Krieges hatte der Große Kurfürst den Tabakanbau in der Uckermark etabliert und auch Geistlichen gestattet, dieses Gewerbe zu betreiben. So durften sie den Dachboden bzw. den Turm ihrer Kirche zum Trocknen von Tabak nutzen. In Heinersdorf zeugen noch Holznägel zum Befestigen der Leinen und eine Winde im Turm davon.
Im Innern existierte früher eine große spitzbogige Öffnung zwischen Turm und Schiff, die später bis auf eine kleine Tür zugesetzt wurde. Die Ausstattung dieser kleinen Kirche entstammt erst der Zeit nach dem 30jährigen Krieg, ist aber von großem kunsthistorischem Wert. Der Besitzer von Heinersdorf war damals Markgraf Philipp Wilhelm von Brandenburg-Schwedt, ein Sohn des Großen Kurfürsten. Er residierte im Schloss Schwedt*, wo er einen Musenhof unterhielt und namhafte Künstler heranzog.. Einer von ihnen war Jürgen Mattern, Holzschnitzer, Bildhauer und Architekt, Schüler und Mitarbeiter Andreas Schlüters. Der geschnitzte Barockaltar in der Heinersdorfer Dorfkirche ist sein Werk, ebenso diverse Taufengel in uckermärkischen Kirchen. Schlüter ging nach seiner Entlassung als Berliner Schlossbaumeister an den Zarenhof nach St. Petersburg und berief Mattern 1714, kurz vor seinem Tode, ebenfalls dorthin. Der nannte sich fortan Georg Johann Mattarnovi, übernahm Schlüters Aufgaben und blieb in Russland. Der Entwurf für Russlands erstes Museum, die Kunstkamera in St. Petersburg, geht auf ihn zurück.
*Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Schloss Schwedt wurde übrigens 1962 auf Weisung von Walter Ulbricht abgerissen.
Der Heinersdorfer Altar ist eines der wenigen erhaltenen Werke Matterns und stammt aus der Zeit zwischen 1702 bis 1705. Er wirkt ein wenig eingezwängt in der Ostnische des mit einem Kreuzgewölbe ausgestatteten Chors. In seinem Zentrum steht auf einem vasenförmigen Postament ein Kruzifix zwischen Personifikationen des Alten und Neuen Testaments. Darüber weitere Figuren und als Bekrönung ein auferstandener Christus. Die bewegten Gewänder der Figuren und ihre barocke Gestik zeugen von der hohen Kunstfertigkeit des Meisters. Das Ganze ist in marmorisierendem Weiß und in Gold gehalten.
Auch die auf einer korinthischen Säule mit gewundenem Schaft stehende Renaissancekanzel ist ein bemerkenswertes Kunstwerk, deren Knorpelornament eine Datierung auf etwa 1650 zulässt. Ebenfalls aus der Renaissance ist die Taufschale aus Messing mit der Darstellung des Sündenfalls im Boden und als Umschrift die mehrfache Wiederholung des Wortes „Glück“.