Am Havelübergang in Plaue, einem Grenzort zwischen den Bistümern Brandenburg und Magdeburg, lag eine Burg, die 1197 durch einen Amtsträger und 1216 als Gebäude erstmals urkundlich erwähnt wird. Sie war die die Keimzelle des heutigen Plauer Schlosses, das 1716 von Friedrich von Görne, einem preußischen Staatsminister (von Friedrich I. bis Friedrich dem Großen), als repräsentativer Dreiflügelbau von Grund auf neu errichtet wurde. Unter den Herrenhäusern der Mark Brandenburg, die ja gern als Schloss bezeichnet werden, ist es das einzige, das diesen Namen wirklich verdient. An der Ostfassade am Havelufer sind an den Fundamenten noch Spuren mittelalterlichen Ziegelmauerwerks zu erkennen, die man eventuell der alten Burg zurechnen könnte, ansonsten ist der Eindruck des Dreiflügelbaus vom 17., 18. und besonders dem 19. Jh. geprägt, als die Familie von Königsmarck repräsentative Umbauten vornahm. Nach 1945 wurde der Besitz enteignet und die Baulichkeiten dienten der DDR als Fremdsprachenschule für angehende Diplomaten. Zu diesem Zweck wurde jeglicher dekorativer Schmuck entfernt und das Gebäude heruntergenutzt. Der DDR-Eindruck mit dem tristen grauen Putz prägt die Anlage noch heute und nur langsam entwickelt sich durch leider nur partielle Renovierungen und Vermietungen für Events neues Leben im Plauer Schloss.
Neben der Burg entstanden im Mittelalter eine Dienstleutesiedlung, ein so genannter Kietz und unweit davon ein Straßendorf. Aus diesen beiden zivilen Siedlungen ging der Ort Plaue hervor, der zwar 1411 erstmals als Stadt bezeichnet wurde, aber niemals den Charakter des Straßendorfs verlor.
Inhalt
Pfarrkirche
Die auf einer Anhöhe liegende Pfarrkirche geht mit Sicherheit auf den Ursprung der Ansiedlung zurück, wie die zugesetzten romanischen Fenster, Portale und die üppigen spätromanischen Schmuckelemente des Backsteinbaus belegen. Es handelt sich um eine zweiteilige Anlage, bestehend aus einem längsrechteckigen Schiff und dem quadratischen, eingezogenen Chor. Damit steht Plaue singulär unter den romanischen Kirchen Brandenburgs, denn die zweiteilige Form ohne Apsis kommt sonst nur bei den Bauten des romanisch-gotischen Übergangsstiles viel weiter im Osten vor. Das zugesetzte Rundbogenfenster in der geraden Ostwand des Chors deutet darauf hin, dass die Zweiteiligkeit bereits in der Romanik geplant war. Spätere Anbauten haben den Bau stark verunklärt, so dass die ursprüngliche Architektur heute nur noch von Süden und Osten her erkennbar ist. Da Plaue als Grenzort zwischen den Erzbistümern Magdeburg und dem Bistum Brandenburg umkämpft war, könnte die Verwendung von Backstein als Baumaterial vielleicht als Unterstützungsleistung des Brandenburger Bischofs angesehen werden.
Innenraum
Die ersten Verschönerungen erfolgten wohl nach der Verleihung des Stadtrechts, als der Chor eingewölbt und mit gotischen Wand- und Deckenmalereien ausgestattet wurde. Die jeweiligen Herren des Plauer Schlosses hatten das Patrozinium über die Kirche inne, was auch die hochwertige Ausstattung mit Kanzel, Taufstein, Altären, Grabdenkmälern, Statuen und Malereien erklärt. Letztere wurden bei Renovierungsarbeiten 1983-1987 wiederentdeckt und restauriert. Nach der Reformation wölbte man auch das Kirchenschiff ein, das durch eine Säulenstellung zweigeteilt wurde und vergrößerte die Fenster. Einige romanische Fenster und das originale Gemeindeportal wurden dabei vermauert. Bei diesen Bauarbeiten entstand 1571 auch die besonders schön gegliederte Westwand. Die zweistöckige Empore im Kirchenschiff bewirkt dagegen ein gedrängtes und düsteres Raumgefühl.
In der Barockzeit kam 1715 an der Chornordseite ein Anbau mit Patronatsloge hinzu, der die Außenansicht der Kirche stark beeinträchtigt. Das Innere erhielt dabei jedoch eine qualitätsvolle Ausstattung mit Epitaphien derer von Saldern, von Arnim, von Görne und zuletzt derer von Königsmarck. Auch eine wertvolle Orgel, 1793 von Wilhelm Grüneberg für die St. Johanniskirche in Brandenburg geschaffen, kam 1814 nach Plaue. 1844 errichtete man den freistehenden Glockenturm nördlich und Anfang des 20. Jh. einen Gruftanbau der Familie v. Königsmarck an der Südseite der Kirche. Der gesellschaftliche Wandel nach 1945 beraubte Kirche und Schloss ihres Geldgebers, weshalb sie nur noch marginal unterhalten wurden. Während aber das Schloss immer noch der Restaurierung harrt, präsentiert sich die spätromanische Pfarrkirche jetzt in gutem Zustand.