Wie Waltersdorf und Selchow wurde auch Groß Machnow erst über 100 Jahre nach dem Bau der Kirche im Landbuch Kaiser Karls IV. erstmalig urkundlich erwähnt. Dieses höchst interessante Dokument stammt aus der Zeit nach dem Übergang der Mark Brandenburg von den Wittelsbachern auf die Dynastie der Luxemburger, der Karl IV. angehörte. Es listet alle Besitzverhältnisse in seiner neuen Provinz auf und lässt auch Rückschlüsse auf die Zeit des askanischen Landesausbaus zu. Der Name des Dorfes kommt aus dem Slawischen (abgeleitet von „Moos“) und den Beinamen „Groß“ trägt es bereits im Landbuch, um es von dem nahe gelegenen Kleinmachnow zu unterscheiden. Mit 80 Hufen war es das größte Dorf auf dem Teltow, zu dem ein Landgut, zwei Gastwirtschaften, eine romanische Kirche und diverse Groß- und Kleinbauernhöfe gehörten. Eine Hufe bezeichnete ursprünglich die Menge des Ackerlands, das zur Bewirtschaftung eines Bauernhofs nötig war, hier besaß aber bereits die Kirche vier Hufen und einschließlich aller aufgelisteten Besitztümer stellte Großmachnow ein besonders begehrenswertes Objekt dar, was die vielen Besitzerwechsel im Laufe der Jahrhunderte erklärt. Auch die Landesherren (ein Kurfürst und später zwei Könige von Preußen) zählten zeitweilig dazu, eine adlige Besitzerfamilie über mehrere Jahrhunderte, wie sonst in der Mark üblich, gab es hier aber nicht. Hervorzuheben ist jedoch der brandenburgische General Otto von Schlabrendorf (1650 – 1721), ein Haudegen im Krieg des Großen Kurfürsten gegen die Schweden, im kaiserlichen Heer gegen die Türken und im pfälzischen Erbfolgekrieg, auf den die barocken Umbauten der Kirche und das Epitaph in der Patronatsloge zurückgehen. Da er ohne Erben starb, ging das Gut wieder in andere Hände über.
Die eindrucksvoll auf dem ummauerten ehemaligen Friedhof am Nordende des Dorfangers gelegene Kirche bildet mit den auf der anderen Straßenseite gelegenen (in ihrer Anlage noch ursprünglichen) Gutsgebäuden ein reizvolles Ensemble. Wie die beiden zuvor genannten, besitzt die Kirche von Groß Machnow einen mächtigen Westriegel, der zu einer vierteiligen Anlage gehört, allerdings finden sich auch viele Unterschiede – ein Faktum, welches das Betrachten der brandenburgischen romanischen Kirchen immer wieder interessant macht.
Bauphasen
In diesem Fall ist es zunächst der Grundriss der vierteiligen Anlage, wobei das Schiff quadratisch (somit verkürzt) und der Chor rechteckig (verlängert) ist. Dadurch entsteht ein ganz anderer Eindruck von der Staffelung der verschiedenen Bauteile. An der Art des Mauerwerks lassen sich deutlich die drei wichtigsten Bauphasen voneinander unterscheiden:
- Chor und Apsis bestehen aus sorgfältig behauenen, in exakten Lagen (isodom) angeordneten Quadern.
- Das Schiff und die untere Hälfte des Turms weisen unterschiedlich große Quadern auf, die deshalb auch nicht in korrekten Lagen angeordnet sind (pseudoisodom). Ihre Steingröße nimmt zu, je höher das Mauerwerk ist.
- Beim Bau der oberen Turmhälfte wurden nur außen behauene, sehr ungleich große, grobe Feldsteine verwendet. Die Ecken des Turms sind in diesem Bereich aus Ziegeln gemauert.
Romanische Bauteile
Aus dem Baumaterial (sauber gequaderte, lagig versetzte Feldsteine) sowie der Form des gedrückt spitzen Apsisbogens und des vermauerten Apsisfensters können wir schließen, dass mit dem Bau von Chor und Apsis nach 1230 begonnen wurde. (An der Berliner Nikolaikirche finden wir vergleichbare Formen.) Nach einer, durch eine Baunaht zwischen Chor und Schiff erkennbaren Unterbrechung – während der man Chor und Apsis sicherlich bereits nutzte – schloss sich daran (nach 1250) der Bau des Schiffes und der Unterseite des Turms mit seinem mehrfach abgetreppten Westportal an. Das gedrückt spitzbogige und relativ große Fenster über dem Westportal (im unteren Teil mit Backsteinen verschlossen) ist ohne Beispiel und erscheint an dieser Stelle merkwürdig und schwer erklärbar. Die spätere Bauzeit von Schiff und Turmunterbau wird durch die Form des Mauerwerks belegt, da die isodome Bauweise (mit sehr regelmäßigen, lagig angeordneten Quadern) durch eine pseudo-isodome abgelöst wird (wechselnde Steingrößen und zunehmender Verzicht auf Lagen).
Gotik, Renaissance, Barock und 19. Jh.
Erst wesentlich später (zur Zeit der Gotik) wurde der Turm auf die bereits stehenden Mauern des Untergeschosses aufgesetzt. Unregelmäßiges Feldsteinmauerwerk und die Verwendung von Backstein an den Gebäudekanten sowie als Umrahmung der Klangarkaden belegen das. Dass der Bau des Turms von vornherein vorgesehen war, kann man im Innern gut nachvollziehen, am Übergang zum Schiff mit spitzbogiger Öffnung, wie in vielen anderen vierteiligen Anlagen.
In die Zeit nach der Reformation fallen die folgenden Veränderungen: Einbruch der großen korbbogigen Fenster (die die originalen romanischen ersetzten), Anbau, bzw. Aufstockung der Patronatsloge für den Gutsherrn Otto von Schlabrendorf (wobei die romanische Südwand des Chors abgerissen wurde) und das Aufsetzen des Dachreiters auf den Westturm.
1985 brannte das Dach des Turmes mitsamt dem Dachreiter ab und die Kirche musste fünfzehn Jahre lang mit einem hässlichen Notdach auskommen, bis der Ort zusammen mit den renovierten und einem neuen Zweck (Grundschule) zugeführten Gutsgebäuden wieder einen ansehnlichen Mittelpunkt erhielt. Das klassizistische Gutshaus, um 1806 von dem Hugenotten Jean Simeon Coste, dem Besitzer der Meierei vor dem Brandenburger Tor, von Grund auf neu errichtet, war noch kurz vor der Wende 1989 von der LPG Groß Machnow (als Besitzerin des Gutes) zum Restaurant und Hotel ausgebaut worden, doch leider trug sich dieses Konzept aus finanziellen Gründen nicht. Nach langjährigem Leerstand übernahm die Gemeinde Rangsdorf (zu der Groß Machnow gehört) das Haus zunächst zur Miete und nutzt es seitdem als Sitz des Ortsvorstehers, aber auch als Veranstaltungsort und Hochzeitszimmer sowie für die in der Gutsanlage untergebrachte Grundschule. 2014 ging das schöne Gebäude dann in den Besitz der Gemeinde über.
Innenraum
Im barockisierten Inneren können wir noch Löcher für die Verschlussbalken (fälschlich so genannte „Wehrbalken“) am Westportal und an der rundbogigen Gemeindepforte in der Südwand erkennen. Turm und Schiff sind mit dem erwähnten spitzen Verbindungsbogen verbunden; der Triumphbogen wurde beseitigt (wie auch in Waltersdorf und Selchow), um mehr Platz für die Gemeinde zu schaffen. Dabei schrägte man auch den Übergang zwischen Chor und Schiff an. Die Priesterpforte verschwand wohl beim Bau der aufwändigen Patronatsloge, für die man die Südwand des Chors abriss. Schiff und Chor haben eine einheitliche, von Längsbalken getragene barocke Flachdecke. Der recht hohe, gedrückt spitzbogige Apsisbogen reicht bis an die Decke, in der Apsis steht der große Barockaltar, um dessentwillen man das originale rundbogige Apsisfenster vermauerte (von außen noch zu erkennen) und die anderen beiden durch zwei größere, korbbogige, die den Altar von beiden Seiten beleuchten, ersetzte.