
Auf dem Weg von Ziesar nach Lehnin kann man noch bei einer weiteren interessanten Dorfkirche anhalten, die aus der frühen Besiedlungszeit Brandenburgs stammt und in dem verschlafenen Dörfchen Boecke liegt. Dazu nimmt man die L 93 (nördlich der Autobahn) Richtung Brandenburg; zwischen Glienecke und Grüningen geht es auf der K 6946 links nach Boecke.
Inhalt
Neuzeitliche Veränderungen
Der erste Eindruck einer vierteiligen Dorfkirchen-Anlage in originalem Erhaltungszustand verflüchtigt sich schnell: Der im Vergleich zum Schiff stark eingezogene Turm mit seinem reichen romanischen Bauschmuck stammt gar nicht aus dem Mittelalter sondern ist eine Neuschöpfung des gleichen Architekten Werner, dem wir schon in Ziesar begegneten. Hier war er um 1870 tätig, stets darum bemüht, einen romanischen Idealzustand herzustellen, wobei er weit über das Ziel hinausschoss und dem Objekt romanische Schmuckelemente applizierte, die an märkischen Dorfkirchen überhaupt nicht vorkommen.


Sicherlich war er dabei von einer hohen Wertschätzung für romanische Architektur geleitet, dennoch bleibt das Ergebnis zwiespältig. So ist es heute ohne Hinzuziehen der Bauakten schwierig, zu entscheiden, was an dem Bauwerk noch originalgetreu ist und was von Werner hinzugefügt oder verändert wurde. Seine Eingriffe in intaktes Mauerwerk um einen vermeintlich historischen Zustand wiederherzustellen sieht man heute sehr kritisch. Er rekonstruierte beispielsweise alle Fenster des Schiffs mit romanischen Rundbögen, jedoch in den Abmessungen zu groß. Dabei wurde nicht nur originales Mauerwerk, sondern auch eventuelle Spuren der originalen Fensteröffnungen beseitigt. Durch die Erhöhung der Wände des Schiffs und durch seine Verlängerung nach Westen veränderte er zudem die Proportionen des ganzen Gebäudes.


Originale Bauteile
Dennoch bleibt vieles, was den Besuch von Boecke lohnend macht: Die Lage der Kirche auf dem mit einer Feldsteinmauer eingegrenzten Friedhof, der relativ originale Zustand des Chors und der Apsis – die allerdings zur Erbauungszeit nur ein Fenster hatte – und das Feldsteinmauerwerk. Es besteht aus teilweise sehr großen, nur an der Außenseite geglätteten Feldsteinen, die als Kennzeichen einer frühen Bauzeit, evtl. vor 1200 gelten. In der Mitte des Schiffs können wir eine Bauunterbrechung ablesen, die auf eine längere Nutzung von Chor und Apsis vor Fertigstellung der gesamten Anlage schließen lässt.

Das vom Umbau Werners geprägte Innere der Kirche entstammt dem 19. Jh. bis auf den schönen, spätgotischen Taufstein.