Nur wenige Kilometer westlich von Treuenbrietzen befindet sich auf dem Weg nach Niemegk die ganz kleine Dorfkirche von Haseloff, bestehend aus Turm, Schiff und Apsis, wobei der Turm ausweislich des Baumaterials und der eingerückten Form nicht original ist. Die Kirche ist somit ein einfacher Saalbau mit Apsis, dessen Mauerwerk aus ungequaderten, nur auf der Außenseite bearbeiteten Feldsteinen mit ausschließlich rundbogigen Fenstern eine Datierung auf das Ende des 12. Jh. nahe legt. Als Apsissaal aus so früher Zeit ist sie unter den brandenburgischen Dorfkirchen eine absolute Rarität.
Inhalt
Der hölzerne Vorgängerbau
2003 entdeckte man bei Ausgrabungen im Inneren der Kirche die Fundamentspuren des kleineren Vorgängerbaus, nämlich unbearbeitete Feldsteine, eingebettet in eine Lehmschicht. Daraus rekonstruierten die Archäologen den Holzbau virtuell: Auf dem Fundament hatte man genutete Balken im Viereck ausgelegt, vier Eckpfosten errichtet und dazwischen eine Wand aus Stabbohlen eingefügt, d. h. aus Brettern, die aus der Länge von Baumstämmen abgespalten und mit dem Beil geglättet wurden. Sie standen unten in der Nut der genannten Balken und waren oben in eben solchen fixiert. Nebeneinander waren sie mit Nut und Feder verbunden. Romanische Gebäude in dieser Bauweise, so genannte Stabkirchen, haben sich in großer Anzahl in Norwegen erhalten. In Brandenburg ersetzte man sie zur Zeit der Spätromanik allesamt durch Steinbauten.
Die Ausgrabungen in Haseloff können die Realisierung eines solchen Ersatzbaus erklären: Die unterschiedlichen Größenverhältnisse von Holz- und Steinbau legen nahe, dass die etwa 1m größere Steinkirche um die bestehende und während des Neubaus weiter benutzte kleinere Stabkirche herum gebaut wurde. Nach der Fertigstellung des Steinbaus riss man den hölzernen Vorgänger ab und legte einen neuen Fußboden. Damit hatte man die sichtbaren Spuren des Vorgängers getilgt, jedoch blieb der archäologische Befund im Boden erhalten.
Nach der Rekonstruktion der Baugeschichte konnten die Archäologen unter Einfügung von zwei Originalbrettern (allerdings aus anderen Kirchen) ein aufschlussreiches 1:1 Modell einer Ecke des Holzbaus von Haseloff anfertigen. Es ist im „Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters” in der Burg Ziesar ausgestellt.
Grundriss und Schnittzeichnung
Rundgang
Der kleine Bau steht frei auf dem geräumigen Dorfanger von Haseloff. Es ist naheliegend, dass sich um ihn herum einst auch der Friedhof befand. Das Schiff besteht an den Seiten aus unterschiedlich hohen Lagen ungequaderter, nur außen bearbeiteter Feldsteine, ein Zeichen für das hohe Alter des Gebäudes. An den Giebeln ist das Mauerwerk ganz unregelmäßig, ein Hinweis auf das Abbrennen des Dachs und hastigen Neubau nach früheren Kriegsereignissen.
Das Portal an der Südseite des Schiffs ist zwar späteren Datums, aber das (sicherlich kleinere) Original muss sich ebenfalls hier befunden haben, da es keine Spuren eines romanischen Westportals gibt. Gestörtes Mauerwerk und ein erhaltener Begleitbogen an der östlichen Südwand lassen auf die Vermauerung einer Priesterpforte schließen, die sich in diesem Falle aber an einer ungewöhnlichen Position befunden hätte, nämlich viel weiter östlich als an anderen Kirchen. Die Fenster sind ebenfalls neu. Durch ihre unregelmäße Verteilung ist aber auf beiden Seiten je ein zugesetztes originales Rundbogenfenster erhalten geblieben. Spuren von zwei weiteren Fenstern blieben oberhalb der östlichen Fenster auf der Nordseite sichtbar.
Apsis
Die Apsis bewahrt zwei originale Rundbogenfenster, das dritte, südliche ist korbbogig erweitert und hat ein Ziegelgewände. Zwischen dem mittleren und nördlichen Apsisfenster befindet sich in einem Feldsteinquader eine halbrunde Aushöhlung. Sie erinnert an einen „Näpfchenstein„, wie er an Backsteinkirchen Brandenburgs vorkommt, im Fläming jedoch eine Rarität ist. Die Bedeutung dieser Steine ist unbekannt.
Turm
Der im 15. Jh. angebaute rechteckige Turm stößt mit seiner Ostwand an die Westwand des Schiffes, zu dem er keinen Zugang hat. Er lässt drei Bauphasen erkennen: Die erste in Feldstein bis oberhalb der Traufhöhe des Schiffes, die zweite, wo sich der Materialwechsel vom Feldstein zum Ziegel vollzieht und die dritte, in der im 19. Jh. das Glockengeschoss entstand.
Innenraum
Im Innern des Schiffs befindet sich eine flache Holzbalkendecke mit freiliegenden Querbalken; die Apsis ist wie gewöhnlich halbkuppelig eingewölbt. Da sie in der kleinen Saalkirche die Funktion des Chors mit übernehmen muss, setzt ihr Halbkreis erst außen am Schiff an, was eine Raumvergrößerung um die Mauerdicke erbringt (ca. 1m). Innen ist sie um eine Stufe gegenüber dem Schiff erhöht. In ihrer Nordwand ist eine Sakramentsnische mit Holztür und schmiedeeisernen Beschlägen in die Wand eingelassen und in der Südwand eine weitere, querrechteckige Nische. Die Fußbodenziegel in der Mitte des Schiffes weisen sogenannte „Hundetrappen“ auf. Ihren angeblichen Ursprung erklärt folgende Sage:
„Ein Baumeister, der eine Kirche erbaute, ließ sich zuweilen vom Teufel dabei helfen. Der forderte als Lohn dafür die Seele des ersten lebenden Wesens, das in die neue Kirche kam. Der listige Baumeister schickte deshalb einen Hund zuerst hinein. Der Teufel, der hinter der Tür lauerte, musste sich mit dem armen Tier begnügen. An der Stelle, an der es sein Leben ausgehaucht hatte, war der Abdruck seiner Pfoten im Fußboden zu sehen.“
Spätere Baumeister ahmten diese Spuren in neu hergestellten Backsteinfliesen nach, um an die Düpierung des Teufels zu erinnern. Die Inneneinrichtung der Kirche stammt erst aus dem 18. bzw. 19. Jh.