Marienkirche Beelitz

Von Wildenbruch aus bietet sich ein Abstecher in die nahe gelegene Spargelstadt Beelitz an, deren Stadtkirche noch bemerkenswerte spätromanische Bauteile enthält und deren Wunderblutkapelle ein gotisches Kleinod ist.

1247 wird Beelitz in einer Bischofsurkunde erstmalig erwähnt, einer umstrittenen Quelle, die obendrein nur in einer dreihundert Jahre jüngeren Abschrift erhalten blieb. Wie auch bei vielen anderen märkischen Städten existiert weder ein Datum der Stadtrechtsverleihung noch der Kirchenweihe. Dennoch kann ausweislich der Architektur der Stadtkirche und der Geschichte des Landesausbaus der Mark Brandenburg angenommen werden, dass die Stadt um 1220 gegründet wurde.

Die umstrittene Urkunde erwähnt auch eine Wallfahrt nach Beelitz, was sie noch unglaubwürdiger macht, denn die achteckige „Wunderblutkapelle“ neben der Marienkirche entstammt der Hochgotik, ist also fast 100 Jahre jünger als die Urkunde. Auch der Wunderblutglaube, der zur Einsetzung des Fronleichnamsfestes geführt hat (und auch antisemitische Pogrome wegen angeblicher Hostienschändungen hervorbrachte), verbreitete sich erst nach 1247.

Die Stadtkirche von Beelitz, ein stattlicher Bau aus Feldstein mit einem über das Kirchenschiff leicht vorspringenden Westriegel zeigt trotz gravierender Umbauten (vor allem im 16. Jh.) noch genügend alte Relikte, um sie in die letzte Phase der brandenburgischen Spätromanik einzuordnen. So sind große Teile des originalen Querriegels im Unterbau (erstes Geschoss und Teile des zweiten), die unteren nördlichen und südlichen Wände der Seitenschiffe sowie Teile des Chors aus dem späten 13. Jh. erhalten. Im Chor ist das allerdings schwer zu verifizieren, da er von spätgotischen Anbauten teilweise verdeckt ist und in dieser Zeit einen polygonalen Abschluss erhielt – anstelle des geraden, wie in der Übergangsphase von der Romanik zur Gotik üblich. In den nördlichen und südlichen Seitenschiffwänden finden wir zwei zugemauerte Spitzbogenportale, tief im Sockelbereich des Gebäudes, bzw. bereits im Erdreich steckend.

Das deutet darauf hin, dass das Niveau des umliegenden Geländes im Laufe der Jahrhunderte erhöht wurde, vermutlich durch den Bauschutt der zahlreichen Stadtbrände. Die durchaus beträchtliche Breite der Kirche von 18m legt nahe, dass der Ursprungsbau eine flach gedeckte dreischiffige Basilika mit einschiffigem Chor gewesen sein muss, die in mehreren Bauphasen zu der gewölbten Hallenkirche der Spätgotik, die wir heute vorfinden, umgebaut wurde.

Dabei entfernte man das spätromanische Mittelschiff, erhöhte die Seitenschiffwände (z. T. mit wieder verwendetem Feldsteinmaterial) und zog die heute existierenden gotischen Gewölbe ein, die auf vier achteckigen Pfeilern ruhen. So entstand ein dreijochiges Hallenschiff, an das der alte, einschiffige Chor mit einer neuen gotischen, jetzt polygonalen Apsis anschließt. Ob der heutige Westeingang schon im Originalbau existierte, ist schwer zu entscheiden. Anders als bei der Stadtkirche von Belzig, wo man zum Westportal hinunter steigen muss, ist er auf das erhöhte aktuelle Geländeniveau bezogen.

Die bis dahin separat stehende achteckige Wunderblutkapelle wurde beim spätgotischen Umbau in die Kirche integriert, so dass sie heute wie ein sechseckiger Anbau wirkt. Sie ist ein sehr eindrucksvolles Bauwerk, das für die Verehrung der Beelitzer Wunderblutreliquie errichtet wurde. Woraus die Reliquie bestand, wissen wir nicht, es handelte sich dabei offenbar nicht um das Zeugnis einer angeblichen jüdischen „Hostienschändung“, weil Juden im Zusammenhang mit dem Wunderblut nicht erwähnt werden, wie das an vielen anderen Orten der Fall war. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass in Beelitz überhaupt Juden lebten.

Aufgrund der gestiegenen Bedeutung der Transsubstantionslehre, die besagt, dass sich während der Messe Brot und Wein in den Leib Christi verwandeln, wurde an vielen Orten Europas von Wundern erzählt, bei denen die Hostie geblutet hätte und wo das befleckte Corporale (das Altartuch, auf dem die Hostie liegt) zur Reliquie erhoben wurde. Die Wallfahrten zu Orten, wo sich ein „Blutwunder“ ereignet haben sollte, brachte diesen oft großen Reichtum, in Beelitz bewirkten sie immerhin den Bau der architektonisch so anspruchsvollen Wunderblutkapelle.

Infobox


Adresse

Offizielle Website

Marienkirche Beelitz