Mit ihrem Turm aus dem 19. Jh., den mannigfaltigen Veränderungen am Außenbau und dem sanierungsbedürftigen Zustand wirkt die Kirche von Prädikow auf den ersten Blick wenig attraktiv. Erst bei genauerem Hinsehen erweist sie sich als einer der interessantesten Kirchenbauten im Raum östlich von Berlin. Die im Mauerwerk vielfach gestörten Außenwände des Schiffes lassen erkennen, dass sich hier drei (jetzt zugemauerte) Arkaden befanden. Das Gebäude war also einstmals eine Basilika.
Diese aufwändigere Bauform war eigentlich den Städten vorbehalten. In Altlandsberg und Strausberg konnten wir bereits zwei eindrucksvolle Exemplare solcher Stadtbasiliken sehen. Nun lag aber Prädikow verkehrsgünstig an der via vetus, der Handelsstraße von Köpenick in die gerade im Aufbau befindliche Neumark jenseits der Oder und bestand zu dieser Zeit aus zwei Dörfern mit entsprechend großer landwirtschaftlicher Nutzfläche. So liegt der Schluss nahe, dass man dem Ort zur Bauzeit der Kirche (nach 1250) eine größere Bedeutung zumaß, als er im Laufe der Geschichte tatsächlich erhielt. Die für ein Dorf viel zu große Kirche benötigte keine Seitenschiffe und so wurden diese entweder abgerissen oder nach Kriegszerstörung nicht wiederaufgebaut.
Dreiteilige Anlage
Ursprünglich geplant war eine dreiteilige Anlage mit westlichem Querriegel, dreischiffigem Langschiff und einschiffigem Chor, entsprechend denen in Altlandsberg und Strausberg. Ausweislich des Mauerwerks wurde der Turm erst später an das Schiff angebaut und dürfte sich nie über die Höhe der Schiffswände erhoben haben. Der jetzige hoch aufragende Turm ist eine deutlich erkennbare Zutat des 19. Jh. Beim Wiederaufbau nach den schweren Beschädigungen durch den dreißigjährigen Krieg verschwanden außen fast alle spätromanischen Details wie Portale und Fenster. Durch den Abriss der Seitenschiffe können wir auch nicht mehr herausfinden, ob es Gemeindeportale im Norden oder Süden gab oder ob der Zugang einzig von Westen erfolgte. Immerhin führte man 2005 Ausgrabungen durch, bei denen man Mauerreste der Seitenschiffe entdeckte. Wegen der fehlenden Seitenschiffe bilden Schiff und Chor jetzt einen gleich breiten langgestreckten Saal. In der Südwand des Chors ist außen ein Schachbrettstein eingemauert.
Innenraum
Im Inneren ist der Plan der Anlage deutlicher erkennbar: die je drei rundbogigen Arkaden des Mittelschiffes sind trotz Vermauerung gut zu erkennen, Schiff und Chor werden durch einen spitzbogigen Triumphbogen voneinander getrennt und auch der zugesetzte Turmdurchgang zum Schiff ist spitzbogig.
Eine mittelalterliche Glocke mit gotischer Majuskelinschrift, die noch aus der Erbauungszeit stammen könnte, blieb wundersamer Weise erhalten. Die klassische Dreifenstergruppe im flach geschlossenen Chor wurde durch Vermauerung des Mittelfensters und Einbruch zweier großer Fenster stark verändert. Die ältesten Stücke der Inneneinrichtung stammen aus der Wiederaufbauphase der Kirche im Barock.