Dorfkirche Kleinbeeren

Dorfkirche Kleinbeeren. Ansicht von SE
Dorfkirche Kleinbeeren. Ansicht von SE

Weitere spätromanische Bauten südlich von Stahnsdorf

Eine Generation nach Stahnsdorf entstanden im letzten Drittel des 13. Jh. in Schenkenhorst, Kienitz und Kleinbeeren weitere Dorfkirchen, die noch der Spätromanik zuzuordnen sind, aber einige Unterschiede zum „klassischen“ Modell der Dorfkirche aufweisen. So handelt es sich bei ihnen um lang gestreckte Saalbauten, ohne eingezogenen Chor und Apsis. Portale und Fenster sind ausschließlich spitzbogig, ihre Türme stammen meist aus späterer Zeit.

Kleinbeeren

Durch den kürzlich erfolgten Wiederaufbau des Renaissance-Gutshauses  in Kleinbeeren ist dort ein malerisches Ensemble aus Dorfkirche, Herrenhaus und Dorfteich wiedergewonnen worden.

Dorfkirche Kleinbeeren. Blick über den Dorfteich auf die Kirche und das Herrenhaus rechts im Hintergrund.
Blick über den Dorfteich auf die Kirche und das Herrenhaus rechts im Hintergrund.

Die Ersterwähnung des Dorfes als „Kleinen Bern“ 1285 gibt zugleich einen Hinweis auf die mögliche Entstehungszeit der Dorfkirche. Auch das hier ansässige Adelsgeschlecht derer von Berne kann annähernd bis auf diese Zeit zurückgeführt werden: Markgraf Ludwig der Brandenburger aus dem Hause Wittelsbach belehnte 1344 den bischöflich-brandenburgischen Vogt Mattias von Berne zu Teltow und dessen Bruder, den Knappen Otto von Berne, nach dem Ableben ihres Vaters Erhard von Berne mit den Dörfern „groz et klejn Berne“.

Dorfkirche

Die Dorfkirche ist ein lang gestreckter rechteckiger Saal, der im unteren Bereich aus regelmäßigen Lagen gut bearbeiteter Feldsteinquader besteht. Ein mit Feldsteinen vermauertes spitzbogiges Gemeindeportal und eine ebensolche Priesterpforte sind im Mauerwerk der Südseite gut zu erkennen, ebenso ein zugesetztes Originalfenster und die Spuren eines weiteren östlich davon.

Dorfkirche Kleinbeeren. Romanische Relikte in der Südfassade. Die Pfeile kennzeichnen von links nach rechts: Gemeindepforte, Fenster, Priesterpforte, Fenster.
Romanische Relikte in der Südfassade. Die Pfeile kennzeichnen von links nach rechts: Gemeindepforte, Fenster, Priesterpforte, Fenster.
Dorfkirche Kleinbeeren. Relikt eines zugesetzten romanischen Fensters in der Nordseite der Kirche.
Relikt eines zugesetzten romanischen Fensters in der Nordseite der Kirche.

Dieser Befund verweist auf die letzte Phase der Spätromanik in Brandenburg, gekennzeichnet durch die noch saubere Verarbeitung der Quader, das ausschließliche Vorkommen des Spitzbogens und des geraden Chorabschlusses. Die Ostwand enthält drei gedrückt spitzbogige Fenster auf gleicher Höhe, was darauf schließen lässt, dass der Bau im Innern von Anfang an eine Flachdecke erhalten sollte und somit ein erhöhtes (in den Giebel hineinragendes) Mittelfenster keinen Sinn ergeben hätte.

Dorfkirche Kleinbeeren. Fenster der Chorwand.
Fenster der Chorwand.

Am Übergang zum aus barocken Ziegeln eindeutig später errichteten Westturm ist ein Schachbrettstein in der Südwand verbaut. Steine dieser Art hatten vermutlich eine apotropäische (Unheil abwehrende) Funktion und finden sich an vielen spätromanischen Kirchen Brandenburgs, meistens in der Nähe des Eingangs oder, wie hier im Westen, aus dem das Böse kommt. Dieser Stein weist nämlich rechts eine sauber bearbeitete Kante auf, was vermuten lässt, dass er sich ursprünglich an der Ecke der Westmauer befand und erst beim Bau des Turms an diese Stelle versetzt wurde.

Dorfkirche Kleinbeeren. Schachbrettstein in inhomogenem Mauergefüge.
Schachbrettstein in inhomogenem Mauergefüge.

Die sehr unterschiedlichen Baumaterialien der Kirche (gequaderte Feldsteine, wenig bearbeitete Feldsteine, gotische Ziegel im Klosterformat und kleinere Barockziegel) sind deutliche Zeugen einer gravierenden Zerstörung, wahrscheinlich während des 30jährigen Krieges: Das gesamte Bauwerk ist im oberen Bereich der Wände in Ziegelmauerwerk ausgeführt, das Portal und die korbbogigen Fenster wurden mit Barockziegeln völlig neu erbaut und der Turm wohl zur gleichen Zeit an den Rechtecksaal angefügt.

Dorfkirche Kleinbeeren. Die Ansicht von Süden zeigt das heterogene Mauerwerk.
Die Ansicht von Süden zeigt das heterogene Mauerwerk.

Diese Umbauten deuten auf eine Vernichtung der Kirche durch einen schweren Brand, bei dem die einstürzenden Dachbalken den Mauerkranz des Rechtecksaals stark beschädigten. Wegen der Verwüstung und Entvölkerung der Mark kam ein Wiederaufbau erst um 1700 in Gang. Die Bauarbeiten berücksichtigten jetzt die neuen liturgischen Anforderungen des Protestantismus, woraus sich die Vermauerung der obsolet gewordenen Priesterpforte und das Einbrechen der größeren, korbbogigen Fenster, sowie die Neuanlage des – jetzt mittig gelegenen – Hauptportals erklären.

Herrenhaus und Leutehaus

Dorfkirche Kleinbeeren. Restauriertes Ensemble aus  Renaissance-Bau und barockem ehemaligen Leutehaus dahinter.
Restauriertes Ensemble aus Renaissance-Bau und barockem ehemaligen Leutehaus dahinter.

Das Herrenhaus soll um 1600 erbaut worden sein, wird aber – im Hinblick auf die schwere Zerstörung der Kirche – den 30jährigen Krieg ebenfalls nicht unbeschadet überstanden haben. Da das Geschlecht derer von Berne (zu dieser Zeit schon „von Beeren“ genannt) bei der Errichtung des Renaissancebaus schon fast dreihundert Jahre hier anwesend war, ist von einer Burg oder einem „festen Haus“ als Vorgängerbau des Gutshauses auszugehen. Die asymmetrische Verteilung der Fenster an der Südfassade könnte ein Hinweis auf einen solchen sein. Der aktuelle Bau verzichtet auf jeglichen Festungscharakter und wirkt durch den westlichen Anbau mit Renaissancegiebel, der die Wohnfläche erheblich vergrößert, sehr repräsentativ. 

Das Gebäude  überstand die folgenden Jahrhunderte unbeschadet, wurde aber im 19. Jh. nach Verkauf des Gutes an die Stadt Berlin (die die landwirtschaftliche Fläche zur Anlage von Rieselfeldern nutzte) in ein Heim für „gefallene Mädchen“ umgewandelt. Nach Beschädigungen im 2. Weltkrieg wurde es – notdürftig repariert – nach Kriegsende als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Als eine erneute Renovierung anstand, ließ man lieber das Dach zur Gewinnung von Baumaterial abdecken und das Haus zur Ruine verkommen. Einzig ein Bäckereibetrieb nutzte noch einige Räume auf der Südseite, der Rest, in dem bereits Bäume wuchsen, verfiel immer weiter.

In diesem Zustand kam das Herrenhaus durch die Wende, jedoch hatte die Gemeinde Großbeeren kein Geld für die Rettung eines der ältesten Gebäude der Mark. Ein Abrissantrag war bereits gestellt, als 2016 endlich doch noch ein Investor auftauchte, der den Renaissancebau zur noblen Wohnanlage ausbaute, das barocke Leutehaus daneben renovierte und weitere Neubauten auf dem Grundstück errichtete. Heute ist die Anlage wieder eine Zierde des Ortes, allerdings in Privatbesitz und nicht zu betreten. Das ehemals repräsentative Portal mit den beiden Bären aus Eisenguss harrt noch der Restaurierung, z. Zt. existieren nur zwei verfallene Pfeiler, die Bären sind verschwunden.

Dorfkirche Kleinbeeren. Kirche und Herrenhaus der Renaissance.
Dorfkirche Kleinbeeren. Kirche und Herrenhaus der Renaissance.