Dorfkirche Reetz

Dorfkirche Reetz Staffelung von Südost
Dorfkirche Reetz Staffelung von Südost

Im westlich von Wiesenburg gelegen Straßendorf Reetz befindet sich eine imposante dreiteilige Dorfkirche, die aus der ungewöhnlichen Kombination von Turm, Schiff und Chor besteht. Diese erklärt sich aus den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges, bei denen die Ostteile der vierteiligen Kirche offenbar so stark beschädigt waren, dass man auf den Wiederaufbau der Apsis verzichtete und stattdessen den Chor verlängerte. Sein unregelmäßiges Mauerwerk an der Südwand (von dem gerade einmal die untersten vier Lagen noch original sind) und die in Ziegeln gemauerte Südostecke belegen das. Sämtliche Fenster wurden barock verändert. Der gerade Ostabschluss wurde bei einer weiteren Restaurierung im 19. Jh. mit einer neoromanischen Dreifenstergruppe und einem Walmdach versehen.

Typ und Datierung

Das Schiff und auch der westliche Teil des Chores sind aus gespaltenen, ungequaderten und kaum behauenen Feldsteinen zusammengesetzt. Dies deutet wie schon in Jeserig in der Kombination mit ausschließlich runden Originalbögen auf ein sehr frühes Entstehungsdatum hin, eventuell schon ein oder zwei Jahrzehnte vor 1200. Da die Westmauer des Schiffes wesentlich dicker ist als die Seitenmauern, können wir auf eine flämingtypische dreiteilige Anlage schließen, wahrscheinlich war auch ein Dachreiter vom Typ Dangelsdorf geplant. Dann wäre das Rundbogenportal, das vom Turm ins Schiff führt, das originale Westportal.

Dorfkirche Reetz Nur einseitig behauene, lagige Feldsteinanordnung
Spuren der Zerstörung am Chor: Einseitig behauene, groblagige Feldsteinanordnung unten, darüber „gestörtes“ Mauerwerk.
Dorfkirche Reetz Romanische Relikte in der Nordwand des Schiffes
Romanische Relikte in der Nordwand des Schiffes

Westriegel

Der über die Breite des Schiffs hervortretende Westriegel mit seinem sauber gefügten Quaderwerk gehört dagegen der zweiten Phase des märkischen Dorfkirchenbaus an, ist einige Jahrzehnte jünger als die übrigen Bauteile und dürfte ins erste Drittel des 13. Jh. gehören. Er wurde vor die bereits bestehende Kirche gesetzt und während des Baus noch einmal unterbrochen, wie man an dem Absatz unterhalb des Glockengeschosses sehen kann. Die Schallöffnungen (je vier in den Breit- und je zwei in den Schmalseiten) sind durch Unterteilungen in Ziegelmauerwerk zu Biforenfenstern geworden, offenbar eine spätere Zutat.

Dorfkirche Reetz Westriegel
Westriegel, Ansicht von Südwest

Außen befindet sich ein breites, dreifach abgetrepptes Rundbogenportal (allem Anschein aus der Bauzeit des Turms) und im Innern des Turms ein weiterer rundbogiger Durchgang zum Schiff (das originale Westportal?).

Dorfkirche Reetz Zweifach abgetrepptes Westportal und Mauerstütze
Dreifach abgetrepptes Westportal und Mauerstütze
Dorfkirche Reetz Inneres Westportal mit Begleitbogen und Wandmalereien
Inneres Westportal mit Begleitbogen und Wandmalereien

Innenraum

Das Innere ist für eine Dorfkirche sehr aufwändig ausgestattet, was daran liegt, dass das Patronat für Reetz beim Schloss Wiesenburg lag. Für die Einbauten im Barock ist die Familie Brandt v. Lindau und für die des 19. Jh. die Familie v. Watzdorf zuständig. Der originale, romanische rundbogige Triumphbogen weist Reste eines Kämpfers mit floralen Ornamenten auf. Die zweistöckigen Emporen und das Gestühl stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Schiff und Chor besitzen ein hölzernes Tonnengewölbe. Die heutige Orgel stammt aus dem 19. Jahrhundert und besitzt einen eindrucksvollen Prospekt.

Dorfkirche Reetz Blick durch das Schiff in Richtung Westen
Dorfkirche Reetz Blick durch das Schiff in Richtung Westen
Dorfkirche Reetz Blick nach Osten zur Apsis
Blick nach Osten zur Apsis.

Infobox


Adresse

Empfohlene Route

Südwestliche Route

Offizielle Website

Evangelische Kirchengemeinde Wiesenburg


Weiterführende Informationen

Website von Theo Engeser und Konstanze Stehr: Reetz

Die alte Ziegelei

Alte Ziegelei Reetz, Ringofen. Heute leider eine Ruine
Alte Ziegelei Reetz, Ringofen. Heute leider eine Ruine

Außerhalb von Reetz befindet sich die Ruine einer alten Ziegelei. Sie gibt Auskunft darüber, wie sich die Ziegelproduktion im Lauf der Jahrhunderte ausgeweitet hat und durch das Anwachsen Berlins zur Millionenstadt im 19.Jh. nochmals einen gewaltigen Schub bekam. Es ist außerordentlich bedauerlich, dass sich keine Mittel finden, solche bedeutenden Zeugnisse der Wirtschaftsgeschichte Brandenburgs zu erhalten.

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