Stadtkirche St. Marien, Wiesenburg

Stadtkirche St. Marien Wiesenburg von Nordwesten
Wiesenburg St. Marienkirche von Nordwesten

Die Stadtkirche St. Marien in Wiesenburg liegt heute etwas abseits des Ortskerns. Nach dem Willen des Lokators hätten sich die Häuser bei der Ortsgründung um die Kirche gruppieren sollen. Die Bewohner zogen es aber vor in der Nähe der Straße von Belzig nach Görzke und aus Sicherheitsgründen dichter bei der Burg zu wohnen, deshalb verlagerte sich der Ort allmählich in Richtung Norden.

Bauteile

Die Pfarrkirche hat heute den Grundriss eines griechischen Kreuzes mit gleich langen Armen. Vieles – u. A. das vermauerte Gemeindeportal in der Nordwand des Schiffs – deutet jedoch darauf hin, dass das Kirchenschiff ursprünglich länger war und dadurch ein lateinisches Kreuz bildete, wie auch in Belzig, Ziesar und Wusterwitz, wo ebenfalls solch kreuzförmige Anlagen stehen. Der aktuelle Kirchturm stammt ganz offensichtlich erst aus dem 19. Jh. und über die Existenz eines Turmes aus der Erbauungszeit ist nichts bekannt. Da eine der drei Kirchenglocken aber aus erstaunlich früher Zeit stammt (um 1250), könnte das ein Indiz für die ursprüngliche Existenz eines Westturmes sein.

Der Bau weist gerade Kanten an den Ecken und sorgfältig gefügtes Quaderwerk auf. Das kurze Langhaus wird von einem Querschiff mit zwölf  Rundbogenfenstern gekreuzt, von denen die vier westlichen zugesetzt sind. Der querrechteckige Chor hat im Süden zwei vergrößerte Rundbogenfenster. Alle Fenster im Lang- und Querhaus sind rundbogig, die drei in der Apsis dagegen gedrückt spitzbogig. Die Apsis zeigt sich von außen polygonal und von innen rund. Damit ähnelt sie derjenigen des Klosters Zinna, wo uns ein Bau- oder Weihe-Datum von 1226 überliefert ist. Das Querhaus hat an der Nord und Südseite je ein gedrückt spitzbogiges Portal, wie die Marienkirche in Treuenbrietzen. All diese Merkmale machen ein Baudatum um 1230 wahrscheinlich.

Innenraum

Im Kirchenschiff befindet sich eine flache barocke Holzbalkendecke und ein in barocker Zeit höher gelegter Fußboden, der die Proportionen des Innern empfindlich stört. Vor dem querrechteckigen kleinen Chor wölbt sich ein rundbogiger Triumphbogen, er hat ein Gegenstück weiter westlich vor dem Querschiff. Entsprechende Bögen vor den Nord- und Südarmen des Querschiffs wie in Belzig fehlen aber, so dass die Wiesenburger Kirche nicht die “ausgeschiedene Vierung” besitzt, die in romanischen Kirchen anderer Regionen so häufig vorkommt. Anstelle von östlichen Querhausapsiden gibt es – und zwar nur hier in Wiesenburg – kleine rechteckige Nischen.

Erstaunlich viele Ausstattungsstücke aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg sind in der Wiesenburger Kirche erhalten geblieben, obwohl doch das Schloss in diesem und im Schmalkaldischen Krieg zweimal zerstört wurde. Im südlichen Querschiff hat man Grabsteine aufgestellt, die ursprünglich im Fußboden verlegt waren und vorwiegend der Familie Brandt v. Lindau zuzuordnen sind, den Schlossherren, die auch das Patronat der Kirche innehatten. Bemerkenswert ist ein Ritzgrabstein, der erst 1995 bei Fußbodenarbeiten gefunden wurde und die Jahreszahl 1257 trägt sowie die besonders wertvolle Taufe von ca. 1400 aus Sandstein mit Lilienmuster. Ihr Kessel fasst ca. 70 Liter Wasser und weist auf die damalige Taufpraxis durch Untertauchen hin.

Ein weiteres wertvolles Ausstattungsstück der Kirche ist der Altar, bestehend aus einem gemauerten Altartisch mit einem dreiteiligen Retabel aus Sandstein. Dessen polychrome Reliefs zeigen Themen, die im Protestantismus besonders wichtig sind: Auf dem linken Flügel die Verkündigung, in der Mitte das Abendmahl und rechts die Auferstehung des Herrn. Oben Gott Vater und vor ihm der Heilige Geist, darüber die Jahreszahl 1561. Wahrscheinlich ist der Altar ein Werk des Torgauer Bildhauers Georg Schröter, gestiftet von Friedrich III. Brandt v. Lindau. Auch die Renaissance-Empore von 1594 mit Wappen der Familie Brandt v. Lindau ist beachtenswert.

Grundriss

Stadtkirche Wiesenburg, Grundriss nach Georg Dehio, gemeinfrei.
Stadtkirche Wiesenburg, Grundriss nach Georg Dehio, gemeinfrei.

Infobox


Adresse

Empfohlene Route

Südwestliche Route

Offizielle Website

Evangelische Kirchengemeinde Wiesenburg